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klar geworden, daß dies nur eine Hallucination gewesen, und das himmelshelle Glückslicht, welches von diesem Wahnbild ausgeflossen, ließ mir die höllenfinstere Nacht meines Unglücks nun desto schwärzer erscheinen.

„O mein Friedrich – mein Verlorener!“ stöhnte ich.

„Martha, Weib –!“

Was war das? Eine wirkliche Stimme – die seine – und wirkliche Arme, die mich stürmisch umfingen … Es war kein Traum: ich lag an meines Mannes Herzen.


* * *


Wie in der letzten Abschiedsstunde unser Schmerz sich mehr in Thränen und Küssen, denn in Worten geäußert hatte – so auch unser Glück in dieser Wiedersehensstunde. Daß man vor Freude wahnsinnig werden kann, ich fühlte es deutlich, als ich den Verlorengeglaubten wieder fest hielt, als ich schluchzend und lachend und erregungszitternd immer wieder den teuren Kopf mit beiden Händen faßte, um ihm Stirn und Augen und Mund zu küssen, unverständliche Worte stammelnd …

Auf meinen ersten Jubelschrei war Tante Marie aus dem Nebenzimmer herbeigeeilt. Auch sie hatte von Friedrichs Rückkunft keine Ahnung gehabt und bei seinem Anblick ließ sie sich mit einem lauten „Jesus, Maria und Joseph!“ auf den nächsten Sessel fallen.

Es dauerte lange, bis der erste Freudentaumel sich genug gelegt hatte, um gegenseitigen Fragen und

Empfohlene Zitierweise:
Bertha von Suttner: Die Waffen nieder!. Dresden/Leipzig: E. Pierson’s Verlag, 1899, Band 1, Seite 238. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bertha_von_Suttner_%E2%80%93_Die_Waffen_nieder!_(Band_1).djvu/243&oldid=- (Version vom 31.7.2018)