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Trauer- und Schreckgefühlen, die wir während unserer Trennungszeit empfunden, dies weckte die Freude unseres Wiederfindens immer aufs neue. Wir kamen überein, daß Todesahnungen und dergleichen nichts als Aberglaube seien, denn beide waren wir seit der Stunde unseres Abschiedes von der Voraussicht erfüllt gewesen, daß eins oder das andere sterben müsse – und jetzt hatten wir uns wieder! Friedrich mußte mir genau alle die Gefahren und Leiden erzählen, die er eben durchgemacht, und die Greuelbilder des Schlachtfeldes und des Lazareths beschreiben, welche er neuerdings in seine schaudernde Seele aufgenommen. Ich liebte den Ton des Unwillens und des Schmerzes, der bei solchen Berichten in seiner Stimme zitterte. Aus der Art, wie er von den Grausamkeiten sprach, deren Zeuge er im Kriegsgetümmel gewesen war, hörte ich die Verheißung der Edelmenschlichkeit heraus, welche berufen ist, erst bei Einzelnen, später bei Vielen, endlich bei – Allen die alte Barbarei zu überwinden.

Auch mein Vater und Otto forderten Friedrich häufig auf, Episoden aus dem stattgehabten Feldzuge zum besten zu geben. Freilich geschah dies in ganz anderem Geiste, als wenn ich um eine solche Erzählung bat, und in anderem Geiste war denn auch Friedrichs Vortrag gehalten. Er begnügte sich damit, die taktischen Bewegungen der Truppen, die Ergebnisse der Gefechte, die Namen der genommenen und der verteidigten Ortschaften zu berichten, einzelne Lagerscenen zu beschreiben, Worte zu wiederholen, welche von den Heerführern gesprochen wurden, und was dergleichen

Empfohlene Zitierweise:
Bertha von Suttner: Die Waffen nieder!. E. Pierson’s Verlag, Dresden/Leipzig 1899, Band 1, Seite 242. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bertha_von_Suttner_%E2%80%93_Die_Waffen_nieder!_(Band_1).djvu/247&oldid=- (Version vom 31.7.2018)