– „weil der Gang der Civilisation so beschaffen ist wie dieses … Bewegt sich diese Linie, trotz ihrer gelegentlichen Rückwärtskrümmungen, nicht sicher voran? Das beginnende Jahr kann freilich eine der Krümmungen vorstellen, besonders wenn, wie es den Anschein hat, wieder ein Krieg geführt werden sollte. So etwas schleudert die Kultur – in jeder, in materieller wie in moralischer Beziehung – immer wieder um ein gutes Stück zurück.“
„Du sprichst nicht wie ein Soldat, mein lieber Tilling.“
„Ich spreche von einer allgemeinen Sache, mein lieber Schwiegervater. Darüber kann meine Ansicht eine richtige oder falsche sein, – ob sie nun eine soldatische sei oder nicht, ist eine andere Frage. Wahrheit gibt es doch überall nur eine … Wenn ein Ding rot ist – soll es einer grundsätzlich blau nennen, wenn er eine blaue Uniform, und schwarz, wenn er eine schwarze Kutte trägt?“
„Eine – was?“ Mein Vater pflegte, wenn ihm eine Diskussion nicht recht genehm war, etwas Schwerhörigkeit hervorzukehren. Auf solches „was“ die ganze Rede zu wiederholen – dazu hatten die wenigsten Leute die Geduld und man gab den Streit lieber auf.
Noch in der selben Nacht, nachdem wir nach Hause gekommen, nahm ich meinen Mann ins Verhör:
„Was hast Du meinem Vater gesagt? … Daß es allen Anschein habe, man würde sich in diesem Jahre wieder schlagen? Ich will Dich in keinen Krieg mehr ziehen lassen, ich will nicht“ …
Bertha von Suttner: Die Waffen nieder!. E. Pierson’s Verlag, Dresden/Leipzig 1899, Band 1, Seite 292. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bertha_von_Suttner_%E2%80%93_Die_Waffen_nieder!_(Band_1).djvu/297&oldid=- (Version vom 31.7.2018)