„Was hilft dieses leidenschaftliche „ich will“, meine Martha? Du wärest doch die erste, die es angesichts der Umstände wieder zurückzöge. Je wahrscheinlicher ein Krieg vor der Thür steht, desto unmöglicher wär es mir, um Entlassung einzukommen. Unmittelbar nach Schleswig-Holstein wäre es thunlich gewesen –“
„Ach, diese elenden Schmitt & Söhne!“ …
„Doch jetzt, wo sich neue Wolken ballen –“
„Du glaubst also wirklich, daß –“
„Ich glaube, diese Wolken werden sich wieder verziehen – die beiden Großmächte werden sich doch jener Nordländchen wegen nicht zerfleischen. Aber weil es nun einmal drohend aussieht, würde ein Zurückziehen feige erscheinen. Das leuchtet Dir wohl ein?“
Diesen Gründen mußte ich mich fügen. Aber ich klammerte mich fest an das Hoffnungswort „Die Wolken werden sich verziehen.“
Mit Spannung folgte ich nunmehr der Entwickelung der politischen Ereignisse und den darüber in Zeitungen und Gesprächen kursierenden Meinungen und Vorhersagungen. „Rüsten,“ „rüsten“ war jetzt die Losung. Preußen rüstet im Stillen. Österreich rüstet im Stillen. Die Preußen behaupten, daß wir rüsten, und es ist nicht wahr – sie rüsten. Sie leugnen – nein, es ist nicht wahr: wir rüsten. Wenn jene rüsten, müssen wir auch rüsten. Wenn wir abrüsten, wer weiß, ob jene abrüsten? So schlug die Rüsterei in allen möglichen Varianten an mein Ohr. – Aber wozu denn dieses Waffengeklirre, wenn man nicht angreifen will? fragte ich, worauf mein Vater
Bertha von Suttner: Die Waffen nieder!. E. Pierson’s Verlag, Dresden/Leipzig 1899, Band 1, Seite 293. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bertha_von_Suttner_%E2%80%93_Die_Waffen_nieder!_(Band_1).djvu/298&oldid=- (Version vom 31.7.2018)