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Das Prinzip, daß nur noch Verteidigungskriege gerecht seien, hat sich schon so sehr des öffentlichen Bewußtseins bemächtigt, daß doch keine Regierung mehr einen Einfall in das Nachbarland unternehmen darf; und wenn sich nur lauter Verteidiger gegenüberstehen, so können dieselben, so drohend sie auch bewaffnet, so fest sie auch entschlossen seien, sich bis aufs Messer zu wehren – doch thatsächlich den Frieden nicht brechen.

Welche Täuschung! Neben „Offensive“ gibt es ja noch verschiedene andere Arten, Feindseligkeiten zu eröffnen. Da sind die irgend ein drittes Ländchen betreffenden Forderungen und Einmengungen, die als ungerecht abgewehrt werden können; da sind die alten Verträge, die man für verletzt erklärt, und für deren Aufrechterhaltung zu den Waffen gegriffen werden muß; da ist endlich das „europäische Gleichgewicht“, welches durch die Machterweiterung des einen oder des anderen Staates gefährdet werden könnte und daher gegen solche Machterweiterung energisches Einschreiten erheischt. Uneingestandenermaßen, aber am heftigsten zum Kampfe treibend, wirkt der lang geschürte Haß, welcher schließlich ebenso sehnsüchtig und naturgewaltig nach todbringendem Handgemenge drängt, wie lang genährte Liebe nach lebenschöpfender Umarmung.

Von nun an überstürzen sich die Ereignisse, Österreich tritt so entschieden für den Augustenburger ein, daß Preußen dies für einen Bruch des Gasteiner Vertrags erklärt und darin eine deutliche feindliche Absicht erkennt, was zur Folge hat, daß beiderseits

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Bertha von Suttner: Die Waffen nieder!. E. Pierson’s Verlag, Dresden/Leipzig 1899, Band 1, Seite 301. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bertha_von_Suttner_%E2%80%93_Die_Waffen_nieder!_(Band_1).djvu/306&oldid=- (Version vom 31.7.2018)