mit anderen Toten in die seichte Grube – hier kommt er zu sich und – – –
Mit einem lauten Schrei fuhr ich aus solchen Vorstellungen empor:
„Was hast Du nun wieder, Martha?“ schalt mein Vater. „Du wirst noch verrückt werden, wenn Du so brütest und aufschreist. Beschwörst Du Dir wieder so dumme Bilder vor die Einbildung? Das ist sündhaft.“ …
Ich hatte nämlich öfters diese meine Ideen laut werden lassen, was meinen Vater höchlichst entrüstete.
„Sündhaft,“ fuhr er fort, „und unanständig und unsinnig. Solche Fälle, wie sie Deine überspannte Phantasie ausmalt, die kommen mitunter – unter tausend Fällen einmal – bei der Mannschaft – vor, aber einen Stabsoffizier, wie Deinen Mann, lassen die Anderen nicht liegen. Überhaupt, an solche Grauendinge soll man nicht denken. Es liegt eine Art Frevel, eine Entheiligung des Krieges darin, wenn man statt der Größe des Ganzen die elenden Einzelheiten ins Auge faßt … an die denkt man nicht.“
„Ja, ja, nicht daran denken,“ antwortete ich, „das ist von jeher Menschenbrauch allem Menschenelend gegenüber … „Nicht denken“: darauf ist ohnehin alle Barbarei gestützt.“
Unser Hausarzt, Doktor Bresser, war diesmal nicht in Grumitz; er hatte sich freiwillig dem Sanitätskorps zur Verfügung gestellt und war nach dem Kriegsschauplatz abgegangen. Auch mir war der Gedanke gekommen: sollte ich nicht als Krankenpflegerin mitziehen?
Bertha von Suttner: Die Waffen nieder!. E. Pierson’s Verlag, Dresden/Leipzig 1899, Band 2, Seite 7. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bertha_von_Suttner_%E2%80%93_Die_Waffen_nieder!_(Band_2).djvu/012&oldid=- (Version vom 31.7.2018)