sie brennende Schmerzen und verhüteten sie das Verbluten der Wunden; als hörten sie die erleichterten Seufzer und sähen die dankbaren Blicke der Gewarteten. Es war beinah ein freundliches Bild, welches ihnen da von dem Zustand des „Verwundetseins“ vorschwebte. Die beneidenswerten Soldaten, welche, den Gefahren des tobenden Kampfes entronnen, jetzt auf weichen, reinen Betten hingestreckt, da gepflegt und gehätschelt werden, bis zu ihrer Heilung, größtenteils in halb bewußtlosen, köstlich-müden Halbschlummer gelullt, zeitweise wieder zu dem angenehmen Bewußtsein erwachend, daß ihr Leben gerettet, daß sie zu den Ihren heimkehren und noch in fernen Zeiten erzählen können, wie sie in der Schlacht von X ehrenvoll blessiert worden seien.
In dieser naiven Auffassung bestärkte sie denn auch unser Vater:
„Brav, brav, Mädels – heute seid ihr wieder fleißig … da habt ihr wieder vielen unsrer tapferen Verteidiger eine Freude gemacht! Wie das wohl thut, so ein Päckchen Charpie auf der blutenden Wunde – ich weiß was davon zu erzählen: … Damals, als ich bei Palestro den Schuß ins Bein bekam – u. s. w., u. s. w.
Ich aber seufzte und sagte nichts. Ich hatte andere Geschichten von Verwundungen vernommen, als die, wie sie mein Vater zu erzählen beliebte; – Geschichten, welche sich zu den gebräuchlichen Veteranenanekdoten verhalten ungefähr wie die Wirklichkeit elenden Hirtenlebens zu den Schäferbildchen von Watteau.
Bertha von Suttner: Die Waffen nieder!. E. Pierson’s Verlag, Dresden/Leipzig 1899, Band 2, Seite 9. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bertha_von_Suttner_%E2%80%93_Die_Waffen_nieder!_(Band_2).djvu/014&oldid=- (Version vom 31.7.2018)