wie andere Frauen auch, Briefe von Segenswünschen und zuversichtlichen Siegesverheißungen und Mutanspornungen … Die Mädchen werden ja gleichfalls zum Patriotismus erzogen, damit sie zu rechter Stunde den Männern zurufen: „Gehet hin und sterbet für euer Vaterland – das ist der schönste Tod.“ Oder: „Kehret siegend heim, dann wollen wir euch mit unserer Liebe lohnen. Inzwischen werden wir für euch beten. Der Gott der Schlachten, der unsere Heere beschützt, der wird unsere Gebete erhören. Tag und Nacht steigt unser Flehen zum Himmel auf und – gewiß – wir erstürmen uns seine Huld: Ihr kommt wieder – ruhmgekrönt! Wir zittern nicht einmal, denn wir sind eurer Tapferkeit würdige Genossinnen … Nein, nein! – die Mütter eurer Söhne dürfen nicht feige sein, wenn sie ein neues Geschlecht von Helden heranziehen wollen; und müssen wir auch unser Teuerstes hingeben: für Fürst und Vaterland ist kein Opfer zu groß!“
Das wäre so der richtige Soldatenfrauen-Brief, nicht wahr? Aber nicht ein Brief, wie Du ihn von Deiner Frau zu lesen wünschtest – von der Genossin Deines Denkens, von derjenigen, die den Groll gegen alten, blinden Menschenwahn mit Dir teilt … O, ein Groll, so bitter, so schmerzlich – ich kann Dir’s gar nicht sagen! Wenn ich sie mir vorstelle, diese beiden Heere, – zusammengesetzt aus einzelnen vernünftigen und zumeist guten und sanften Menschen, – wie sie auf einander losstürmen, um
Bertha von Suttner: Die Waffen nieder!. E. Pierson’s Verlag, Dresden/Leipzig 1899, Band 2, Seite 22. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bertha_von_Suttner_%E2%80%93_Die_Waffen_nieder!_(Band_2).djvu/027&oldid=- (Version vom 31.7.2018)