Heere zu sehen ist. Wie da die blitzenden Klingen, die flatternden Fahnen, die Uniformen aller Art, die sich bäumenden Rosse gleich wildempörten Fluten durcheinander wogen; darüber Dampfwolken, die an manchen Stellen zu dichten, das Bild verhüllenden Schleiern sich ballen, und wenn sie reißen, kämpfende Gruppen enthüllen … Dazu als Begleitung der durch die Berge rollende Lärm der Geschütze, von welchem jeder Schlag das Wort Tod – Tod – Tod – durch die Lüfte donnert … Ja, so etwas mag zu Kriegsliedern begeistern!
Auch zu der Verfassung jener zeithistorischen Berichte, welche nach dem Feldzug veröffentlicht werden müssen, bietet die Hügelposition günstige Gelegenheit. Da läßt sich allenfalls mit einiger Richtigkeit erzählen: die Division X stößt bei N. auf den Feind; – drängt ihn zurück; – erreicht das Gros der Armee; – starke feindliche Abteilungen zeigen sich an der linken Flanke des Korps u. s. w. u. s. w. Aber wer nicht auf dem Hügel durch den Feldstecher schaut, wer selber an der „Aktion“ teilnimmt, der kann nie – nie etwas Glaubwürdiges über den Fortgang einer Schlacht erzählen. Er sieht, denkt und fühlt nur das Nächste; was er nachher berichtet, ist Konjektur zu deren Veranschaulichung er sich der alten Clichés bedient. „He, Tilling,“ sagte mir heute einer der Generäle, neben denen ich auf dem Hügel stand – „Ist das nicht imposant? Ein Prachtheer, wie? Woran denken Sie eben?“ Woran ich dachte? Das konnte ich dem Vorgesetzten nicht gut sagen; ich antwortete also allergehorsamst etwas
Bertha von Suttner: Die Waffen nieder!. E. Pierson’s Verlag, Dresden/Leipzig 1899, Band 2, Seite 32. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bertha_von_Suttner_%E2%80%93_Die_Waffen_nieder!_(Band_2).djvu/037&oldid=- (Version vom 31.7.2018)