bei seinem Herrn zu sein, an dessen Benehmen er wohl erkannt haben mußte, daß er ihm mit dem Vorwurf der Lieblosigkeit unrecht gethan … Ja, war das eine Wiedersehensscene! Vor allem ein Trunk Wasser. Wie das schmeckte … das heißt, zehnmal unterbrach er das gierige Trinken, um mir seine Freude vorzubellen. Hierauf habe ich ihm seine Beinstummel verbunden, ihm ein schmackhaftes Souper von Fleisch und Käse vorgesetzt und ihn auf mein Lager gebettet. Wir haben Beide gut geschlafen. Des Morgens, als ich erwachte, leckte er mir nochmals dankend die Hand – dann streckte er seine Gliederchen, schnaufte tief auf und – hatte aufgehört zu sein. Armer Puxl – es ist besser so!“
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„Was habe ich heute Alles gesehen? Wenn ich die Augen schließe, tritt mir das Geschaute mit furchtbarer Klarheit vor das Gedächtnis. „Nichts als Schmerz und Schreckbilder!“ wirst Du sagen. Warum bringen denn Andere vom Kriege so frische, fröhliche Eindrücke mit. Je nun, diese Anderen verschließen sich gegen den Schmerz und den Schreck – verschweigen sie. Wenn sie schreiben, wenn sie erzählen, so geben sie sich überhaupt keine Mühe, die Erlebnisse nach der Natur zu schildern, sondern sie befleißigen sich, einst gelesene Schilderungen schablonenhaft nachzubilden und diejenigen Empfindungen hervorzukehren, welche als heldenhaft gelten. Wenn sie mitunter auch von Vernichtungsscenen berichten, welche den ärgsten Schmerz und den ärgsten Schreck in sich bergen in ihrem Tone
Bertha von Suttner: Die Waffen nieder!. E. Pierson’s Verlag, Dresden/Leipzig 1899, Band 2, Seite 38. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bertha_von_Suttner_%E2%80%93_Die_Waffen_nieder!_(Band_2).djvu/043&oldid=- (Version vom 31.7.2018)