so verworren wie Fieberträume, wirbelten in meinem Hirn. Alle die Schauerscenen, welche der Regimentsarzt erzählt hatte, wiederholten sich vor meinem Geist, teils mit den Worten des Erzählers selbst, teils als die Gesichts- und die Gehörsvorstellungen, welche diese Worte hervorgerufen hatten: ich sah die schaufelnden Totengräber, sah die Hyänen einherschleichen, hörte die verzweifelten Opfer des in Brand geschossenen Lazareths schreien; und dazwischen fielen, als würden sie laut und in des Regimentsarztes Stimme gesprochen, Worte wie: Aaskrähen, Marketenderbude, Sanitätspatrouille. Das hinderte mich aber nicht daneben auch noch das Gespräch zu vernehmen, welches meine Wagengefährten halblaut miteinander führten: … „Ein Teil der geschlagenen Armee flüchtete nach Königgrätz“, erzählte Doktor Bresser. „Die Festung aber war verschlossen und von den Wällen wurde auf die Flüchtigen geschossen – namentlich auf die Sachsen, die man in der Dämmerung für Preußen hielt. Hunderte stürzten sich in die Wallgräben und ertranken … An der Elbe stockte die Flucht und die Verwirrung erreichte den höchsten Grad. Die Brücken waren von Pferden und Kanonen so vollgestopft, daß das Fußvolk keinen Platz mehr fand … Tausende stürzten sich in die Elbe – auch Verwundete“ …
„Es soll entsetzlich sein in Horonewos“, sagte Frau Simon. „Alles von seinen Bewohnern verlassen – Dorf und Schloß. Sämtliche innere Räume zerstört und doch mit hilflosen Verwundeten angefüllt … Wie wohl wird den Unglücklichen die Labung thun,
Bertha von Suttner: Die Waffen nieder!. E. Pierson’s Verlag, Dresden/Leipzig 1899, Band 2, Seite 77. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bertha_von_Suttner_%E2%80%93_Die_Waffen_nieder!_(Band_2).djvu/082&oldid=- (Version vom 31.7.2018)