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ihres Unglücks, während er ahnungslos und friedlich – damals wie heute – die Sonne umkreiste. Feindliche Gestirne? … die gibt es nicht. Der Mensch hat keinen anderen Feind, als den Menschen – der aber ist grimmig genug. – Und auch keinen anderen Freund“, setzte Bresser nach einer kleinen Pause hinzu. „Davon geben Sie selber ein Beispiel, hochherzige Frau, Sie sind –“

„O Doktor!“ unterbrach Frau Simon. „Schauen Sie – dort, der Flammenschein, am Horizont … sicherlich ein brennendes Dorf!“

Ich öffnete die Augen und sah den roten Schein.

„Nein“, sagte Doktor Bresser – „es ist der aufgehende Mond.

Ich versuchte, eine bequemere Stellung anzunehmen und setzte mich ein wenig auf. Fortan wollte ich vermeiden die Augen zu schließen: dieser Zustand des Halbschlafes mit dem Bewußtsein des Nichtschlafens, worin die entsetzlichen Phantasiebilder ihren wilden Reigen aufführten – das war gar so qualvoll … lieber an dem Gespräche der beiden teilnehmen und mich von den eigenen Gedanken losreißen.

Aber der Mann und die Frau waren verstummt. Sie blickten nach der Stelle, wo nun wirklich das Nachtgestirn emporstieg. Und nach einer Weile fielen meine Augen doch wieder zu. Diesmal war es der Schlaf. In der einen Sekunde, in der ich fühlte, daß ich einschlief, daß die Welt um mich aufhörte zu bestehen, empfand ich solche Wonne des Nichtseins, daß

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Bertha von Suttner: Die Waffen nieder!. E. Pierson’s Verlag, Dresden/Leipzig 1899, Band 2, Seite 81. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bertha_von_Suttner_%E2%80%93_Die_Waffen_nieder!_(Band_2).djvu/086&oldid=- (Version vom 31.7.2018)