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mir selbst der Bruder meines Beglückers – der Tod – ganz willkommen gewesen wäre.

Ich weiß nicht, wie lange Zeit ich in dieser negativ-seligen Existenzentrückung zubrachte – aber plötzlich und gewaltsam wurde ich herausgerissen. Kein Lärm, keine Erschütterung war es, was mich geweckt hatte, sondern ein Qualm unerträglich verpesteter Luft.

„Was ist das?!“

Gleichzeitig mit mir riefen auch die anderen diese Frage aus.

Unser Wagen bog um eine Ecke und am Wegrand ward uns die Antwort. Vom Monde hell beleuchtet, ragte da eine weiße Mauer empor, vermutlich eine Kirchhofmauer. Jedenfalls hatte sie als Schutzwehr gedient – am Fuße derselben, aufgeschichtet, lagen zahlreiche Leichen … Der Verwesungsgeruch, der von diesen toten Körpern aufstieg, war es, der mich aus dem Schlaf gerissen hatte. Als wir vorbeifuhren, hob sich ein dichter Schwarm von Raben und Krähen kreischend von dem Leichenhaufen empor, flatterte eine Zeit lang – wie schwarzes Gewölk gegen den hellen Himmelhintergrund und ließ sich dann wieder zum Schmause nieder …

„Friedrich, mein Friedrich!!“

„Beruhigen Sie sich, Baronin Martha“, tröstete mich Bresser; „Ihr Mann konnte nicht dabei gewesen sein.“

Der kutschierende Soldat hatte sein Gespann angetrieben, um schneller aus dem Bereiche des mephitischen

Empfohlene Zitierweise:
Bertha von Suttner: Die Waffen nieder!. E. Pierson’s Verlag, Dresden/Leipzig 1899, Band 2, Seite 82. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bertha_von_Suttner_%E2%80%93_Die_Waffen_nieder!_(Band_2).djvu/087&oldid=- (Version vom 31.7.2018)