Lage freudig den Blick zum Himmel heben und dem Lenker oben warmen Dank emporsenden; durch diesen Dank, den sie, weil er demütig gesprochen wird, auch für demütig halten, von dem sie gar nicht ahnen, wie anmaßend und selbstüberhebend er im Grunde ist, fühlen sie sich entlastet; damit haben sie für den ihnen verliehenen Vorzug, den sie Huld und Gnade nennen, nach ihrer Meinung genügend quittiert. Ich war das nicht im stande. Wenn ich an die Elenden dachte, die ich an jenen Jammerstätten gesehen, und an die beklagenswerten Mütter und Frauen dachte, deren Lieben von demselben Schicksal, das mich begünstigt hatte, in Qual und Tod gestürzt worden – da konnte ich unmöglich so unbescheiden sein, diese Begünstigung als eine göttlich beabsichtigte anzunehmen, für die ich berechtigt wäre, zu danken. Mir fiel ein, wie neulich einmal Frau Walter, unsere Haushälterin, mit einem Besen über einen Schrank fuhr, worauf eine Schar zuckerwitternder Ameisen wimmelte – so fegte das Schicksal über die böhmischen Schlachtfelder weg; – die armen schwarzen Arbeiterinnen waren zumeist zerdrückt, getötet, verstreut, nur Einige blieben unversehrt. Wäre es wohl von Diesen vernünftig und angemessen gewesen, wenn sie der Frau Walter dafür innigen Dank emporgesendet hätten? … Nein, ich konnte durch die Freude des Wiedersehens, so groß diese auch war das Weh aus meinem Herzen nicht vollständig bannen – ich konnte nicht und wollte nicht. Zu helfen war ich nicht im stande gewesen; verbinden, pflegen, warten – wie jene barmherzigen Schwestern, wie die tapfere
Bertha von Suttner: Die Waffen nieder!. E. Pierson’s Verlag, Dresden/Leipzig 1899, Band 2, Seite 101. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bertha_von_Suttner_%E2%80%93_Die_Waffen_nieder!_(Band_2).djvu/106&oldid=- (Version vom 31.7.2018)