während eines Kavalleriegefechts bei Sadowa – auf mich losstürzend – Gottfried von Tessow.“
„Tante Korneliens Sohn?“
„Derselbe. Er hat mich zur rechten Zeit erkannt und senkte die bereits hiebbereite Waffe –“
„Da hat er eigentlich gegen seine Pflicht gehandelt, wie? Einen Feind seines Königs und Vaterlandes verschont – unter dem nichtigen Vorwand, daß derselbe ein lieber Freund und Vetter sei …“
„Das arme Bürschchen! Kaum hatte er den Arm sinken lassen, so sauste ein Säbel über seinen Kopf … Es war mein Nebenmann, ein junger Offizier, der seinen Oberstlieutenant schützen wollte und –“
Friedrich hielt inne und bedeckte sein Gesicht mit beiden Händen.
„Getötet?“ fragte ich schaudernd.
Er nickte.
„Mama, Mama!“ kam es vom Nebenzimmer her und die Thür wurde aufgerissen. Es war meine Schwester Lilli, den kleinen Rudolf an der Hand.
„Verzeih’, daß ich euer Wiedersehen-tête-à-tête störe, aber Dieser da verlangt gar zu stürmisch nach seiner Mama.“
Ich eilte dem Kind entgegen und preßte es leidenschaftlich an mein Herz. – Ach die arme, arme Tante Kornelie!
Bertha von Suttner: Die Waffen nieder!. E. Pierson’s Verlag, Dresden/Leipzig 1899, Band 2, Seite 103. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bertha_von_Suttner_%E2%80%93_Die_Waffen_nieder!_(Band_2).djvu/108&oldid=- (Version vom 31.7.2018)