und diese waren mit „Krieg“ und nichts als „Krieg“ gefüllt, und was wir sprachen, bezog sich meist auf die Erfahrungen, welche Friedrich und ich von den böhmischen Schlachtfeldern zurückgebracht hatten. Meine Abreise dahin wurde mir zwar von Allen sehr übel genommen, dennoch lauschten sie gespannt, wenn ich von den dortigen, teils selbsterlebten, teils mitgeteilten Ereignissen erzählte. Rosa schwärmte für Frau Simon und schwor, falls der Krieg andauern sollte, sich der sächsischen Samariterin anzuschließen. Dagegen protestierte natürlich unser Vater: „Mit Ausnahme der barmherzigen Schwestern und der Marketenderinnen, hat kein Frauenzimmer im Krieg ’was zu suchen … ihr seht ja, wie untauglich unsere Martha sich erwiesen hat. Das war ein unverzeihlicher Streich von Dir, Du tolles Kind – Dein Mann sollte Dich noch nachträglich dafür züchtigen.“ Friedrich streichelte meine Hand: „Ja, eine Thorheit war’s – aber eine schöne.“ – Wenn ich von den Schrecknissen, die ich selber gesehen, oder die mir meine Reisegefährten mitgeteilt, in gar zu unverhüllter Weise sprach, wurde ich oft von Tante Marie oder von meinem Vater rügend unterbrochen: „Wie kann man so abscheuliche Dinge wiederholen?“ Oder: „Schämst Du Dich nicht, als Frau, als zarte Dame, so häßliche Worte in den Mund zu nehmen?“ Als ich gar eines Abends von den Verstümmelten sprach und das Los derer beklagte, die im Namen des Mannesmuts, der Manneszucht und der Mannesehre in den Krieg getrieben, von dort zurückkehren müssen, ihrer Mannheit auf ewig beraubt – –
Bertha von Suttner: Die Waffen nieder!. E. Pierson’s Verlag, Dresden/Leipzig 1899, Band 2, Seite 107. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bertha_von_Suttner_%E2%80%93_Die_Waffen_nieder!_(Band_2).djvu/112&oldid=- (Version vom 31.7.2018)