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voranzusprengen – da war kein Zögern noch Zagen erlaubt … und was ich im Kriege geübt, das habe ich jetzt unwillkürlich in der Liebe wieder ausgeführt … Verzeihen Sie – und seien Sie mir gnädig. Sie schweigen, Komtesse? Verweigern Sie mir Ihre Hand?“

„Meine Schwester kann doch nicht auch so rasch über ihr Schicksal entscheiden,“ kam ich Rosa, welche tiefbewegt und abgewandten Hauptes dastand, zu Hilfe. „Ob unser Vater seine Einwilligung zur Heirat mit einem ‚Feinde‘ geben, ob Rosa die so plötzlich eingeflößte Neigung auch erwidern wird – wer kann das heute wissen?“

„Ich weiß es,“ antwortete sie und reichte dem jungen Manne beide Hände hin. Er aber riß sie stürmisch an sein Herz.

„O, ihr närrischen Kinder!“ sagte ich und zog mich leise einige Schritte zurück, bis zur Saalthür, um zu wachen, daß – wenigstens in diesem Augenblick – Niemand herauskomme.

* * *

Am folgenden Tag ward die Verlobung gefeiert.

Mein Vater leistete keinen Widerstand. Ich hätte geglaubt, daß sein Preußenhaß es ihm unmöglich machen würde, einen der feindlichen Krieger und Sieger in seine Familie aufzunehmen; aber sei es, daß er die individuelle von der nationalen Frage gänzlich trennte – (ein gebräuchliches Vorgehen: „Ich hasse Jene als Nation, nicht als Individuen“ hört man häufig beteuern,

Empfohlene Zitierweise:
Bertha von Suttner: Die Waffen nieder!. E. Pierson’s Verlag, Dresden/Leipzig 1899, Band 2, Seite 141. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bertha_von_Suttner_%E2%80%93_Die_Waffen_nieder!_(Band_2).djvu/146&oldid=- (Version vom 31.7.2018)