Ungarn, so weit wie möglich. Die Bräute widersetzten sich durchaus nicht, sondern halfen emsig packen … Sterben – wenn in naher Zukunft die Erfüllung heißer Liebessehnsucht, das heißt verzehnfachte Lebenswonne winkt, das hieße ja zehnfach sterben.
Die Koffer wurden in den Speisesaal gebracht, damit, unter der Beihilfe Aller, die Arbeit schneller von statten gehe. Ich brachte einen Pack von Rudolfs Kleidern auf dem Arm herbei.
„Warum thut das nicht Deine Jungfer?“ fragte der Vater.
„Ich weiß nicht, wo die Netti steckt … ich klingelte ihr schon mehrere Male und sie kommt nicht … So bediene ich mich lieber selber –“
„Du verdirbst Deine Leute,“ sagte mein Vater aufgebracht und er gab einem anwesenden Diener Befehl, das Mädchen überall zu suchen und augenblicklich hierher zu führen.
Nach einer Weile kam der Ausgesandte zurück – mit verstörter Miene.
„Die Netti liegt in ihrem Zimmer … sie ist … sie hat … sie ist …“
„Kannst Du nicht sprechen?“ donnerte ihn mein Vater an. „Was ist sie –?“
„– Schon – ganz schwarz.“
Ein Schrei kam aus unser Aller Munde. Und so war es denn da – das grause Gespenst – in unserem Hause selber …
„Was nun thun? Konnte man das unglückliche Mädchen hilflos sterben lassen? Aber, wer sich ihr
Bertha von Suttner: Die Waffen nieder!. E. Pierson’s Verlag, Dresden/Leipzig 1899, Band 2, Seite 151. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bertha_von_Suttner_%E2%80%93_Die_Waffen_nieder!_(Band_2).djvu/156&oldid=- (Version vom 31.7.2018)