würdet – und Du, Otto, daß Du mir kein Obst mehr anrührst.“
„Ich werde sogleich an Bresser telegraphieren,“ sagte Friedrich, „daß er uns Desinfektionsmittel sende“ …
Was dann später folgte, ich kann es nicht mehr in seinen Einzelheiten erzählen, denn die Frühstückstisch-Episode war die letzte, die ich zu jener Zeit in die roten Hefte eingetragen. Nur aus dem Gedächtnis kann ich die Ereignisse der nächsten Tage berichten. Furcht und Bangen erfüllte uns Alle, Alle. Wer könnte zur Zeit der Epidemie nicht zittern, wenn man unter teuern Wesen lebt? Über dem lieben Haupte eines Jeden schwebt ja das Damoklesschwert – und auch selber sterben, so furchtbar und so unnütz sterben – wem sollte der Gedanke nicht Grauen einflößen? Der Mut besteht höchstens darin, nicht daran zu denken.
Fliehen? Diese Idee war mir auch gekommen – besonders, meinen kleinen Rudolf in Sicherheit zu bringen …
Mein Vater, trotz allem Fatalismus, bestand auf der Flucht der Anderen. Am kommenden Tage sollte die ganze Familie fort. Nur er wollte bleiben, um seine Hausleute und die Einwohnerschaft des Dorfes in der Gefahr nicht zu verlassen. Friedrich erklärte auf das Bestimmteste, auch bleiben zu wollen, und da war mein Entschluß gleichfalls gefaßt: von des Gatten Seite würde ich freiwillig nimmer weichen.
Tante Marie mit den beiden Mädchen und mit Otto und Rudolf sollten schleunigst abreisen. Wohin? – das war noch nicht bestimmt – vorläufig nach
Bertha von Suttner: Die Waffen nieder!. E. Pierson’s Verlag, Dresden/Leipzig 1899, Band 2, Seite 150. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bertha_von_Suttner_%E2%80%93_Die_Waffen_nieder!_(Band_2).djvu/155&oldid=- (Version vom 31.7.2018)