Bismarck[WS 1] bleibt zwar über Luxemburg kalt, veranstaltet jedoch bei dieser Gelegenheit Rüstungen gegen Frankreich, was natürlich wieder französische Gegenrüstungen zur Folge hat. Ach, wie ich diese Melodie schon kenne! Damals zitterte ich sehr, daß ein neuer Brand in Europa ausbreche. An Schürern fehlte es nicht: in Paris Cassagnac[WS 2] und Emile de Girardin[WS 3], in Berlin Menzel und Heinrich Leo[WS 4]. Ob denn solche Kriegshetzer nur eine entfernte Ahnung haben von der Riesenhaftigkeit ihres Verbrechertums? Ich glaube kaum. Um jene Zeit war es – ich habe das erst viele Jahre später erzählen gehört – daß Professor Simon dem Kronprinzen Friedrich von Preußen[WS 5] gegenüber über die schwebende Frage äußerte:
„Wenn Frankreich und Holland bereits abgeschlossen haben, so bedeutet das den Krieg.“
Worauf der Kronprinz in heftiger Erregung und Bestürzung erwiderte:
„Sie haben den Krieg nicht gesehen … hätten Sie ihn gesehen, so würden Sie das Wort nicht so ruhig aussprechen … Ich habe ihn gesehen und ich sage Ihnen, es ist die größte Pflicht, wenn es irgend möglich ist, den Krieg zu vermeiden.“
Und diesmal wurde er vermieden. In London trat eine Konferenz zusammen, welche am 11. Mai zu dem erwünschten friedlichen Resultate führte. Luxemburg ward als neutral erklärt und Preußen zog seine Truppen fort. Die Friedensfreunde atmeten auf, aber es gab Leute genug, welche sich über diese Wendung ärgerten. Nicht der Kaiser der Franzosen – dieser wünschte den Frieden – aber die französische „Kriegspartei“. Auch in Deutschland erhoben sich Stimmen, welche das Verhalten
Anmerkungen (Wikisource)
Bertha von Suttner: Die Waffen nieder!. E. Pierson’s Verlag, Dresden/Leipzig 1899, Band 2, Seite 211. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bertha_von_Suttner_%E2%80%93_Die_Waffen_nieder!_(Band_2).djvu/216&oldid=- (Version vom 23.6.2018)