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Wehrsystem soll ja auch in anderen Ländern eingeführt werden – ist er eben im Begriffe, sich mächtig auszubreiten.“ –

„Und dennoch willst Du dagegen ankämpfen?“

„Ja, aber nicht, indem ich hintrete und ihm sage: Stirb, Ungeheuer! denn auf das hin würde mir besagter Organismus kaum den Gefallen erweisen, sich tot hinzustrecken. Sondern ich kämpfe dagegen, indem ich für ein anderes, noch ganz schwach aufkeimendes Lebensgebilde eintrete, welches, indem es an Kraft und Ausdehnung zunimmt, das andere verdrängen soll. Daß ich in solchen naturwissenschaftlichen Metaphern spreche – daran bist Du ursprünglich schuld, Martha. Du warst es, welche mich zuerst verleitete, die Werke der modernen Naturforscher zu studieren. Dadurch ist mir die Einsicht aufgegangen, daß auch die Erscheinungen des sozialen Lebens nur dann in ihrer Entstehung verstanden und in ihrem künftigen Verlauf vorausgesehen werden können, wenn man sie als unter dem Einfluß ewiger Gesetze stehend auffaßt. Davon haben die meisten Politiker und hohen Würdenträger keinen blauen Dunst – das löbliche Militär schon gar nicht. Vor einigen Jahren wäre es mir auch nicht in den Sinn gekommen.“

Wir wohnten im Grand-Hôtel auf dem Boulevard des Capucines. Dasselbe war zumeist mit Engländern und Amerikanern gefüllt. Landsleute trafen wir nur wenige: der Österreicher ist nicht reiselustig. Wir suchten übrigens auch keinen Anschluß: meine Trauer war noch nicht abgelegt und wir hegten keinen Wunsch

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Bertha von Suttner: Die Waffen nieder!. E. Pierson’s Verlag, Dresden/Leipzig 1899, Band 2, Seite 215. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bertha_von_Suttner_%E2%80%93_Die_Waffen_nieder!_(Band_2).djvu/220&oldid=- (Version vom 31.7.2018)