nach geselliger Unterhaltung. Meinen Sohn Rudolf hatte ich natürlich bei mir. Er war jetzt acht Jahre alt und ein wunderbar gescheites Männchen. Wir hatten einen jungen Engländer aufgenommen, der bei dem Kleinen halb Hofmeister-, halb Kindermädchenstelle vertrat. Zu unseren langen Stationen im Ausstellungspalast, sowie auch unseren zahlreichen Ausflügen in die Umgebung, konnten wir den Rudi doch nicht immer mitnehmen und die Zeit des Lernens war ja auch schon für ihn gekommen.
Neu – neu – neu war mir diese ganze hier erschlossene Welt! All’ die von den vier Himmelsgegenden zusammengekommenen Menschen, von überall her die reichsten und vornehmsten; diese Feste, dieser Aufwand, dieses Gewimmel … ich war förmlich betäubt davon. Aber so interessant und genußreich es mir auch war, diese überraschenden und überwältigenden Eindrücke in mich aufzunehmen, so sehnte ich mich im Stillen doch wieder aus dem Getöse hinaus, nach irgend einem abgelegenen, friedlichen Plätzchen, wo ich mit Friedrich und meinem Kinde – meinen Kindern, ich sah ja wieder Mutterfreuden entgegen – in ruhiger Zurückgezogenheit hätte leben können. Es ist doch sonderbar – ich finde es in den roten Heften öfters bestätigt –, wie in der Abgeschlossenheit die Sehnsucht nach Ereignissen und Thaten, nach Erlebnissen und Vergnügungen entsteht und mitten in diesen wieder die Sehnsucht nach Einsamkeit und Ruhe.
Von der großen Welt hielten wir uns fern. Nur bei unserem Gesandten Metternich[WS 1] hatten wir einen
Anmerkungen (Wikisource)
Bertha von Suttner: Die Waffen nieder!. E. Pierson’s Verlag, Dresden/Leipzig 1899, Band 2, Seite 216. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bertha_von_Suttner_%E2%80%93_Die_Waffen_nieder!_(Band_2).djvu/221&oldid=- (Version vom 31.7.2018)