Besuch abgestattet und dabei erwähnt, daß wir unserer Familientrauer wegen keine Einführung bei Hofe und in die Gesellschaft wünschten. Dagegen suchten wir die Bekanntschaft einiger hervorragender politischer und litterarischer Persönlichkeiten; teils aus persönlichem Interesse und zu geistiger Anregung, teils im Hinblick auf Friedrichs „Dienst“. Trotz der geringen Hoffnungen, die er auf einen greifbaren Erfolg seiner Bestrebungen hatte, verlor er diese niemals aus dem Auge, und er setzte sich mit verschiedenen einflußreichen Personen in Verkehr, von welchen er Förderung seiner Sache, oder mindestens Auskunft über deren Stand erhalten konnte. Wir haben uns damals ein eigenes Büchelchen angelegt – wir nannten es „Friedenspolitik“ – in welches sämtliche, auf diesen Gegenstand bezügliche Urkunden, Notizen, Artikel u. s. w. abschriftlich eingetragen wurden. Auch die Geschichte der Friedensidee, soweit wir von derselben Kenntnis erlangten, haben wir da zu Protokoll gebracht. Daneben die Aussprüche verschiedener Philosophen, Dichter, Juristen und Schriftsteller über „Krieg und Frieden“. Es war bald zu einem stattlichen Bändchen herangewachsen und im Lauf der Zeit – ich habe diese Buchführung bis auf den heutigen Tag fortgesetzt – sind sogar mehrere Bändchen daraus geworden. Wenn man das mit den Bibliotheken vergleicht, die mit Werken strategischen Inhalts gefüllt sind, mit den ungezählten tausenden von Bänden, welche Kriegsgeschichte, Kriegsstudium und Kriegsverherrlichung enthalten, mit den militärwissenschaftlichen und militärtechnischen Lehrbüchern und Leitfäden
Bertha von Suttner: Die Waffen nieder!. E. Pierson’s Verlag, Dresden/Leipzig 1899, Band 2, Seite 217. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bertha_von_Suttner_%E2%80%93_Die_Waffen_nieder!_(Band_2).djvu/222&oldid=- (Version vom 31.7.2018)