über Rekrutenabrichtung und Ballistik, mit den Schlachtenchroniken und Generalstabsberichten, Soldatenliedern und Kriegsgesängen: ja dann freilich könnte einen der Vergleich mit den paar Heftchen Friedenslitteratur kleinmütig machen – vorausgesetzt, daß man die Kraft und den Gehalt – namentlich den Zukunftsgehalt – eines Dinges nach dessen Ausdehnung bemessen wollte. Wenn man aber bedenkt, daß eine Samenkapsel in sich die virtuelle Möglichkeit birgt, einen Wald entstehen zu machen, der ganze, über weite Felder ausgedehnte Unkrautmassen verdrängen wird; – und ferner bedenkt, daß die Idee im Reiche des Geistes dasselbe ist, was das Samenkorn im Reiche der Pflanzen – dann braucht man um die Zukunft einer Idee nicht besorgt zu sein, weil sich bisher die Geschichte ihrer Entfaltung in einem kleinen Heftchen aufzeichnen läßt.
Ich will hier einige Stellen anführen, wie sie unser Friedensprotokoll im Jahre 1867 aufwies. Auf der ersten Seite stand ein gedrängter historischer Überblick:
Vierhundert Jahre vor Christus schrieb Aristophanes[WS 1] eine Komödie: „Der Frieden“, in welcher eine humanitäre Tendenz vertreten ist.
Die griechische – später nach Rom verpflanzte – Philosophie vertritt das Streben nach „menschlicher Einheit“ – von Sokrates[WS 2] an, welcher sich „Weltbürger“ nennt, bis zu Terenz[WS 3], dem „nichts Menschliches fremd“ und zu Cicero[WS 4], der die „caritas generis humani“ als den höchsten Grad der Vollkommenheit hinstellt.
Im ersten Jahrhundert unserer Zeitrechnung erscheint Virgil und sein berühmtes 4. Hirtengedicht, welches der Welt den ewigen
Anmerkungen (Wikisource)
Bertha von Suttner: Die Waffen nieder!. E. Pierson’s Verlag, Dresden/Leipzig 1899, Band 2, Seite 218. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bertha_von_Suttner_%E2%80%93_Die_Waffen_nieder!_(Band_2).djvu/223&oldid=- (Version vom 23.6.2018)