ließ einigermaßen nach. Es war aber auch entmutigend: überall, wo man mit jenen Ideen anklopfte – Achselzucken, mitleidiges Lächeln, wo nicht gar Zurechtweisung. Die Welt will, wie es scheint – nicht nur betrogen, sondern auch unglücklich gemacht werden. So wie man ihr Vorschläge unterbreiten will, das Elend und den Jammer fortzuschaffen, so heißt das „Utopie, kindischer Traum“, und sie will nichts hören.
Dennoch ließ Friedrich sein Ziel nicht gänzlich aus den Augen. Er vertiefte sich immer mehr in das Studium des Völkerrechts, setzte sich in brieflichen Verkehr mit Bluntschli[WS 1] und anderen Gelehrten dieses Zweiges. Gleichzeitig – und zwar mit mir in Gemeinschaft – betrieb er auch fleißig andere, namentlich naturwissenschaftliche Studien. Er plante, über den Gegenstand „Krieg und Frieden“ ein größeres Werk zu schreiben. Doch ehe er sich an die Ausführung machte, wollte er durch lange und eingehende Forschungen sich dazu rüsten und schulen. „Ich bin zwar ein alter k. k. Oberst,“ sagte er, „und die meisten meiner Alters- und Ranggenossen würden es verschmähen, sich mit Lernen abzugeben … man hält sich gewöhnlich für unbändig gescheit, wenn man ein ältlicher Mann in Amt und Würden ist – ich selber, vor einigen Jahren, hatte auch solchen Respekt vor meiner Person … Nachdem sich mir aber plötzlich ein neuer Gesichtskreis aufgethan, nachdem ich einen Einblick in den modernen Geist gewann, da überkam mich das Bewußtsein meiner Unwissenheit … Nun ja, von alledem, was jetzt auf allen Gebieten an neuer Erkenntnis gewonnen worden,
Anmerkungen (Wikisource)
Bertha von Suttner: Die Waffen nieder!. E. Pierson’s Verlag, Dresden/Leipzig 1899, Band 2, Seite 223. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bertha_von_Suttner_%E2%80%93_Die_Waffen_nieder!_(Band_2).djvu/228&oldid=- (Version vom 31.7.2018)