oder andere Operetten- und Vaudeville-Berühmtheiten zu sehen.
Es ist doch sonderbar, wie, wenn man in diesen Wirbel des Glanzes und der Unterhaltungen gestürzt ist, wie einem diese kleine „große Welt“ plötzlich so schrecklich wichtig vorkommt und die darin waltenden Gesetze von Eleganz und „chic“ (damals hieß es noch „chic“) eine Art ganz ernsthaft genommener Pflichten auferlegen. Im Theater einen geringeren Platz einnehmen, als eine Prosceniumsloge: in den Bois mit einem Wagen sich zeigen, dessen Gespann nicht tadellos wäre; auf den Hofball gehen, ohne eine von Worth „unterschriebene“ 2000 Franks-Toillette zu tragen; sich zu Tische setzen (Madame la baronne est servie …) auch wenn man keine Gäste hat, ohne sich von dem würdevoll amtierenden maître d’hotel und einigen Lakaien die feinsten Gerichte und edelsten Weine auftragen zu lassen: – das wären alles arge Verstöße …
Wie leicht – wie leicht geschieht es einem, wenn man von dem Räderwerk solcher Existenz erfaßt worden, daß man alle seine Gedanken und Gefühle auf dieses im Grunde gedanken- und gefühllose Treiben verwendet; daß man darüber vergißt, Anteil zu nehmen an dem Gang der wirklichen Welt da draußen – ich meine das Universum – und an dem Bestande der eigenen Welt da drinnen – ich meine das häusliche Glück. Mir wäre es vielleicht so ergangen – aber davor schützte mich Friedrich. Er war nicht der Mann dazu, sich von dem Strudel der Pariser „haute vie“
Bertha von Suttner: Die Waffen nieder!. E. Pierson’s Verlag, Dresden/Leipzig 1899, Band 2, Seite 227. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bertha_von_Suttner_%E2%80%93_Die_Waffen_nieder!_(Band_2).djvu/232&oldid=- (Version vom 31.7.2018)