wäre das Ding überstanden … Aber auf die Länge sei ein Kampf zwischen Frankreich und Preußen doch unvermeidlich … Unaufhörlich ward in dieser Richtung weitergehetzt. Doch nur ein schwaches Echo drang von solchen Dingen zu uns. Dergleichen ist ja man gewöhnt, in den Zeitungen anschlagen zu hören – so regelmäßig, wie die Brandung an der Küste. Dabei braucht man noch nicht an den Sturm zu denken; man lauscht ganz ruhig der Musikkapelle, die am Strande ihre lustigen Weisen spielt – die Brandung gibt nur einen leisen, unbeachteten Grundbaß dazu ab.
Das glänzende, von Vergnügungsmühen überbürdete Treiben erreichte seinen Höhepunkt in den Frühlingsmonaten. Da kamen noch die langen Bois-Fahrten in offenem Wagen, die verschiedenen Gemäldeausstellungen, Gartenfeste, Pferderennen, Picknick-Ausflüge hinzu – und bei alledem nicht weniger Theater, nicht weniger Visiten, nicht weniger große Diners und Soiréen, als mitten im Winter. Wir begannen schon stark, uns nach Ruhe zu sehnen. Diese Art Leben hat eigentlich nur dann den wahren Reiz, wenn Koketterie- und Liebschaftsgeschichten damit verbunden sind. Mädchen, welche eine Partie suchen, Frauen, die sich den Hof machen lassen und Männer, die Abenteuer wünschen – für solche bietet jedes neue Fest, bei welchem man den Gegenstand seiner Träume begegnen kann, ein lebhaftes Interesse – aber Friedrich
Bertha von Suttner: Die Waffen nieder!. E. Pierson’s Verlag, Dresden/Leipzig 1899, Band 2, Seite 230. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bertha_von_Suttner_%E2%80%93_Die_Waffen_nieder!_(Band_2).djvu/235&oldid=- (Version vom 31.7.2018)