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und ich? … Daß ich meinem Gatten unwandelbar treu war, daß ich mit keinem Blick einem anderen gestattete, sich mir mit verwegenen Hoffnungen zu nahen – das erzähle ich ohne jeglichen Tugendstolz. Es ist doch ganz selbstverständlich. Ob ich unter anderen Verhältnissen auch all den Verlockungen widerstanden hätte, denen in solchem Vergnügungswirbel hübsche junge Frauen ausgesetzt sind – das kann ich ja nicht wissen; wenn man aber eine so tiefe und so vollbeglückte Liebe im Herzen trägt, wie ich sie für meinen Friedrich empfand, da ist man doch gegen alle Gefahr gepanzert. Und was ihn anbelangt: war er mir treu? Ich kann nur so viel sagen: ich hab’ es nie bezweifelt.

Als der Sommer ins Land gezogen kam, der „grand-prix“ vorüber war und die verschiedenen Mitglieder der Gesellschaft Paris zu verlassen begannen – die einen nach Trouville und Dieppe, nach Biarritz und Vichy, die Anderen nach Baden-Baden, die Dritten auf ihre Schlösser – Prinzessin Mathilde[WS 1] nach St. Gratien, der Hof nach Compiègne – da wurden wir mit Aufforderungen, das gleiche Reiseziel zu wählen und mit Einladungen nach den Landsitzen bestürmt; aber wir waren durchaus nicht gesonnen, die eben durchgemachte Luxus- und Vergnügungscampagne des Winters auch noch ins Sommerliche zu übertragen. Nach Grumitz wollte ich vor der Hand nicht zurückkehren: ich fürchtete zu sehr das Wiedererwachen der schmerzlichen Erinnerungen; auch hätten wir dort – der vielen Verwandten und Nachbarschaften wegen –

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Bertha von Suttner: Die Waffen nieder!. E. Pierson’s Verlag, Dresden/Leipzig 1899, Band 2, Seite 231. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bertha_von_Suttner_%E2%80%93_Die_Waffen_nieder!_(Band_2).djvu/236&oldid=- (Version vom 31.7.2018)