Mathilde, St. Gratien, ferner Schloß Mouchy, dann Baron Rothschilds Besitzung, Ferrières, und noch mehrere andere Sommersitze unserer Bekannten lagen in der Nähe von Paris, und ein- oder zweimal wöchentlich statteten wir bald da, bald dort einen Besuch ab.
Es war, ich erinnere mich, im Salon der Prinzessin Mathilde, daß ich zum erstenmale von der „Frage“ hörte, die zur „schwebenden“ werden sollte.
Die Gesellschaft saß – nach dem Gabelfrühstück – auf der Terrasse, mit dem Ausblick nach dem Park. Wer Alles da war? Dessen kann ich mich nicht mehr entsinnen – nur zwei der anwesenden Persönlichkeiten sind mir im Gedächtnis geblieben; Taine und Renan. Die geistvolle Herrin von St. Gratien liebte es, sich mit litterarischen und wissenschaftlichen Größen zu umgeben.
Die Unterhaltung war eine sehr rege und ich kann mich erinnern, daß es meist Renan war, der das Wort führte, geistsprühend und witzig. Wie man unglaublich häßlich sein kann und dabei doch unglaublichen Zauber ausüben, davon ist der Verfasser des Leben Jesu ein merkwürdiges Beispiel.
Jetzt fiel das Gespräch auch auf Politik. Für den spanischen Thron werde ein Kandidat gesucht … Ein Prinz von Hohenzollern solle die Krone erhalten … Ich hatte kaum hingehorcht, denn was konnte es mir, was konnte es Allen hier Gleichgültigeres geben, als der spanische Königsthron und Derjenige, der darauf zu sitzen käme? Doch da sagte Jemand:
Bertha von Suttner: Die Waffen nieder!. E. Pierson’s Verlag, Dresden/Leipzig 1899, Band 2, Seite 242. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bertha_von_Suttner_%E2%80%93_Die_Waffen_nieder!_(Band_2).djvu/247&oldid=- (Version vom 31.7.2018)