entstanden? – „L’année terrible“ und dauernde – noch immer dauernde – Feindschaft. Nein, nein: – mit Kohle läßt sich nicht weiß färben, mit asa foetida nicht Wohlgeruch verbreiten und mit Krieg nicht Frieden sichern. Dieser „elende Zustand“, auf den Napoleon anspielte, wie hat der seither sich noch verschlimmert! Es war dem Kaiser Ernst, voller Ernst mit dem Plane, eine europäische Abrüstung anzubahnen, ich habe es durch seine nächsten Verwandten mit Bestimmtheit erfahren, aber die Kriegspartei hat ihn gedrängt, gezwungen – und er gab nach … Dennoch konnte er sich nicht enthalten, in der Kriegsproklamation selber seine Lieblingsidee anklingen zu lassen. Es sollte deren Verwirklichung nur hinausgeschoben sein. „Nach dem Feldzug – nach dem Siege …“ sagte er sich zum Trost. Es ist anders gekommen.
Auf welcher Seite also unsere Sympathien standen? Wenn man dazu gelangt, den Krieg an und für sich zu verabscheuen, wie das bei Friedrich und mir der Fall war, so kann das echte, naive „Passionieren“ für den Ausgang eines Feldzuges nicht mehr eintreten; die einzige Empfindung ist eben die: Hätte er nur nie begonnen – dieser Feldzug – und wäre er nur schon aus!
Ich glaubte nicht, daß der gegenwärtige Krieg lange dauern und bedeutende Folgen haben werde. Zwei oder drei gewonnene Schlachten hier oder dort und man würde sicherlich parlamentieren und dem Ding ein Ende machen. Um was schlug man sich denn eigentlich? Um gar nichts. Das Ganze war mehr
Bertha von Suttner: Die Waffen nieder!. E. Pierson’s Verlag, Dresden/Leipzig 1899, Band 2, Seite 255. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bertha_von_Suttner_%E2%80%93_Die_Waffen_nieder!_(Band_2).djvu/260&oldid=- (Version vom 31.7.2018)