vergessen sie. Sie haben es ja auch nicht selber gethan, sondern ihre Regierung, welcher sie aufs Wort geglaubt, daß sie es thun mußte, und jetzt verlieren sie keine Zeit mit Vorwürfen, mit Erwägungen, wer das Unglück heraufbeschworen; es ist nun einmal da und alle Kraft, alle Begeisterung wird darauf verwendet, es wieder abzuwenden, oder mit sorglosem Opfermut vereint zu Grunde zu gehen. Glaube mir, es liegt viel edle Liebesfähigkeit in uns Menschenkindern, schade nur, daß wir sie in den alten Feindschaftsgeleisen vergeuden … Und drüben, die Gehaßten, die einfallenden, die „rothaarigen, östlichen Barbaren“ – was thun die? Sie sind herausgefordert worden und sie dringen in das Land derjenigen ein, welche das ihre zu überfallen drohten: „à Berlin, à Berlin!“ Erinnerst Du Dich noch, wie dieser Ruf die ganze Stadt durchschallte, sogar von den Dächern der Omnibusse herab?“
„Nun marschieren jene „nach Paris!“ Warum rechnen ihnen das die „à Berlin“-Rufer als Verbrechen an?“
„Weil es keine Logik und keine Gerechtigkeit geben kann in jenem Nationalgefühl, dessen oberster Grundsatz der ist: Wir sind wir – das heißt die ersten, die anderen sind Barbaren. Und jener Vormarsch der Deutschen von Sieg zu Sieg flößt mir Bewunderung ein. Ich bin doch auch Soldat gewesen und weiß, was an dem Begriffe Sieg für ein Zauber haftet, welcher Stolz, welcher Jubel da hineingelegt wird. Ist es doch das Ziel, der Lohn für alle gebrachten
Bertha von Suttner: Die Waffen nieder!. E. Pierson’s Verlag, Dresden/Leipzig 1899, Band 2, Seite 271. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bertha_von_Suttner_%E2%80%93_Die_Waffen_nieder!_(Band_2).djvu/276&oldid=- (Version vom 31.7.2018)