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drohende Leid ersparen wollte … Aber sie wollen nicht.“

„Nein, mein Friedrich – so umfassend ist mein Herz doch nicht. Die Hassenden alle kann ich nicht lieben.“

„Aber doch bemitleiden?“

In dieser Weise plauderten wir lange weiter. Ich weiß es noch heute so genau, weil ich damals öfters – neben den kriegerischen Ereignissen – auch Bruchstücke unserer daran geknüpften Gespräche in die roten Hefte eintrug. An jenem Tage haben wir auch wieder einmal von der Zukunft gesprochen: jetzt würde Paris kapitulieren müssen, der Krieg hatte ein Ende – und dann konnten wir wieder mit gutem Gewissen glücklich sein. Da überschauten wir die Gewährleistungen unseres Glücks. In den acht Jahren unserer Ehe nicht ein hartes, nicht ein unfreundliches Wort – so viel mit einander durchgelitten und durchgenossen – so war unsere Liebe, unser Einssein derart befestigt, daß eine Abnahme nicht mehr zu fürchten war. Im Gegenteile: – nur stets inniger würden wir uns aneinander schließen – jedes neue gemeinschaftliche Erlebnis gäbe zugleich ein neues Band ab. Wenn wir erst ein paar weißhaarige alte Leutchen geworden – mit welcher Freude konnten wir da auf die ungetrübte Vergangenheit zurückblicken, welch’ goldig-milder Lebensabend lag dann noch vor uns! … Dieses Bild von dem glücklichen alten Pärchen, das wir einst abgeben sollten, hatte ich mir so oft und lebhaft vorgestellt, daß es sich mir ganz deutlich eingeprägt und sogar im Traum sich

Empfohlene Zitierweise:
Bertha von Suttner: Die Waffen nieder!. E. Pierson’s Verlag, Dresden/Leipzig 1899, Band 2, Seite 293. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bertha_von_Suttner_%E2%80%93_Die_Waffen_nieder!_(Band_2).djvu/298&oldid=- (Version vom 31.7.2018)