um Griesbach. Nun – er starb eines glorreichen Todes, das ist mein Trost … Freilich ist das eine langweilige Existenz als Witwe. Besonders wenn man älter wird … so lange man Freier und Kourmacher hat, ist die Witwenschaft nicht ohne … aber jetzt, ich versichere Dich, es wird einem in der Einsamkeit ganz melachonisch … Bei Dir ist das etwas Anderes: Du lebst bei Deinem Sohn – aber ich verlange mir gar nicht, bei der Beatrix zu bleiben … Sie verlangt es sich übrigens auch nicht: Schwiegermutter im Haus, das thut nicht gut; denn man will doch im Hause die Herrin sein … Zwar ärgert man sich mit den Dienstboten, das ist schon wahr; aber wenigstens kann man über sie befehlen. Du darfst es mir glauben: ich wäre gar nicht abgeneigt, noch einmal zu heiraten. Natürlich eine Vernunftheirat mit irgend einem gesetzten –“
„Minister oder so etwas –“ unterbrach ich lächelnd.
„O Du Schlau – Du durchblickst mich schon wieder! Du – schau dorthin: bemerkst Du denn nicht, wie der Toni Delnitzky in Deine Sylvia hineinredet? Das ist ja kompromettant.“
„Laß gut sein. Die Beiden sind auf dem Wege von der Kirche hierher einig geworden. Sylvia hat es mir anvertraut – morgen wird der junge Mann bei mir um ihre Hand anhalten.“
„Was Du nicht sagst? Nun, dann kann man ja gratulieren! Soll zwar mitunter ein leichter Vogel gewesen sein, der schöne Toni … aber das sind sie
Bertha von Suttner: Die Waffen nieder!. E. Pierson’s Verlag, Dresden/Leipzig 1899, Band 2, Seite 315. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bertha_von_Suttner_%E2%80%93_Die_Waffen_nieder!_(Band_2).djvu/320&oldid=- (Version vom 31.7.2018)