„Andererseits“ fuhr aber fort:
„Umsomehr, als dadurch ja eine Bürgschaft geschaffen wird für die Erhaltung des Friedens. Denn, indem wir in traditionellem Patriotismus zur Sicherung der Grenzen es der unausgesetzten Steigerung der Wehrkraft unserer Nachbarstaaten gleichthun, erfüllen wir eine erhabene Pflicht und hoffen, etwa drohende Gefahren auch fernerhin zu bannen. So erhebe ich denn dieses Glas auf dasjenige Prinzip, welches, wie ich weiß, unserer Baronin Martha so sehr am Herzen liegt – ein Prinzip, das auch die Signatarmächte der mitteleuropäischen Friedensliga hochhalten, und ich fordere Sie auf, mit mir anzustoßen: Es lebe der Frieden! Möge seine Wohlthat uns noch recht lange erhalten bleiben!“
„Darauf trinke ich nicht,“ sagte ich. „Der bewaffnete Friede ist keine Wohlthat … und nicht lange soll uns der Krieg verhütet bleiben, sondern immer. Wenn man sich auf die Meerfahrt macht, soll die Zusicherung nicht genügen, daß recht lange das Schiff an keiner Klippe zerschelle. Daß die ganze Fahrt glücklich überstanden werden, darnach wird der ehrliche Kapitän trachten.“
Doktor Bresser, noch immer unser bester Hausfreund, kam mir zu Hilfe:
„In der That, Excellenz, können Sie an den ehrlichen, aufrichtigen Friedenswillen Jener glauben, die mit Leidenschaft, mit Begeisterung – Soldaten sind? Die alles, was den Krieg gefährdet – nämlich Abrüstung, Staatenbund, Schiedsgericht – nicht nennen
Bertha von Suttner: Die Waffen nieder!. E. Pierson’s Verlag, Dresden/Leipzig 1899, Band 2, Seite 318. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bertha_von_Suttner_%E2%80%93_Die_Waffen_nieder!_(Band_2).djvu/323&oldid=- (Version vom 31.7.2018)