Johann Gottfried Pahl: Bertha von Wöllstein. Eine Reihe von Briefen aus dem Mittelalter | |
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Zelle, und beweine mein widriges Geschik. Jedem Elenden lächelt noch Hofnung; aber mir keine, und ach! mein Herz hängt doch so fest an ihm. Je weiter ich von ihm entfernt werde, je mehr fühl’ ich mich zu ihm hingezogen. Oft denk’ ich mich auf seine Burg und in seine Arme, höre Worte voll Süssigkeit aus seinem Munde, hör’ aufs Neue den Schwuhr der Liebe und der Treu, fühle mich glüklich in diesen Gedanken; – aber plötzlich werd’ ich aus dem schönen Traume aufgeschrekt, und zürnend über meine Täuschung, und laut schluchzend, werf’ ich mich auf mein Lager hin.
Mit meinem Vater hab’ ich doch noch geredet, und bin dadurch viel ruhiger geworden. Denn ich habe nun eine Last weniger, und darf ihn nicht mit dem Bewußtseyn verlassen, daß er unversöhnt, und über mich ergrimmt geblieben. Das hätt’ mir doch auch manche bange Stunde gemacht, und ach! – es warten sonst schon ihrer so viele auf mich. Er war mir auch ganz freundlich und hold. Als ich ihm die Hand zum Abschied gab,
Johann Gottfried Pahl: Bertha von Wöllstein. Eine Reihe von Briefen aus dem Mittelalter. Karl Gottlob Beck, Nördlingen 1794, Seite 60. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bertha_von_Woellstein.djvu/64&oldid=- (Version vom 18.8.2016)