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Johann Gottfried Pahl: Bertha von Wöllstein. Eine Reihe von Briefen aus dem Mittelalter

bis zu Kunzens Burg hinabsieht, da schossen die Thränen wieder in meine Augen, ich begann laut zu weinen, und rang kummervoll die Hände. Das ganze Thal war mit einem dünnen Rauch bedekt, aus dem die finstern Gehölze traurig hervorragten. Auch seine Burg konnt’ ich wegen des Rauches nicht sehen; aber sehnlich hieng mein Auge auf der Gegend, in der sie liegt, und mein Herz war bei ihm in seiner Stube. Trostlos und kleinmüthig ward ich, wie ich es zuvor nie gewesen bin. Ich lehnte mich an den Busen der Magd, und vergoß tausend bittre Thränen in ihren Schooß.

Der Zug gieng schnell über die Ebene fort, und zu Horn wieder ins Thal hinunter. Je näher wir dem Gotteshause kamen, je gepreßter fühlte ich mein Herz. Als wir längst dem Flusse hinfuhren, erwachte in meiner Seele sogar der Gedanke, ob ich nicht vom Wagen springen, und mich im Wasser ersäufen sollte? Ich entsetzte mich selbst ob diesem Gedanken, den ein böser Geist mir eingegeben hatte. – Du weißt, daß nicht

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Johann Gottfried Pahl: Bertha von Wöllstein. Eine Reihe von Briefen aus dem Mittelalter. Karl Gottlob Beck, Nördlingen 1794, Seite 64. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bertha_von_Woellstein.djvu/68&oldid=- (Version vom 31.7.2018)