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Johann Gottfried Pahl: Bertha von Wöllstein. Eine Reihe von Briefen aus dem Mittelalter

So bald wir auf die Trinkstube hinaufgekommen waren, fertigte Kunz einen Boten an den Pfaffen zu Laufen ab, daß er ungesäumt im Kirchenschmuk erscheinen sollte, um ihn mit einem fremden Fräulein zu trauen. Darob erschrak ich dergestalt, daß ich mich nicht verwehren konnte, beiden Rittern meinen Schreken kund zu thun. Aber sie lachten mir ins Angesicht, und sprachen mir Muth ein. „Ihr seyd ein Weib, Bertha! sprach Kraft von Schmiedelfeld, und macht euch, wie die Weiber pflegen, Grillen ohne Nutz. Glaubt ihr, daß wir zu schwach seyen, euch zu schützen? Schwerdt und Lanze ist uns nicht vergeblich gegeben!“ Damit benahm er mir aber meine Besorgniß nicht. Ich kenne meinen Vater, und weiß, daß er das ihm erwiesene Unbild mit Blut zu bedeken suchen wird. Auch wird er sich nie mehr mit mir versöhnen, und sein Fluch wird mich quälen Tag und Nacht. Dazu ist noch ein heiliges Gelübde gebrochen, und welcher Segen kann auf Eidesbruch folgen? – All’ das, und noch viel mehr, sagte ich den Rittern, und stand jämmerlich im Gefühle meiner

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Johann Gottfried Pahl: Bertha von Wöllstein. Eine Reihe von Briefen aus dem Mittelalter. Karl Gottlob Beck, Nördlingen 1794, Seite 68. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bertha_von_Woellstein.djvu/72&oldid=- (Version vom 31.7.2018)