Johann Gottfried Pahl: Bertha von Wöllstein. Eine Reihe von Briefen aus dem Mittelalter | |
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zu retten, die durch den Raub seiner Tochter verletzt worden sey.“ – An Seyfried von Schechingen hatte niemand gedacht. Mein Vater hatte ihn zur Hülfe aufgerufen, weil er Kunzens mächtige Verbindungen, und besonders die Stärke des Schenken kennt.
Noch drei Tage also – und mein Schiksal wird entschieden seyn. Ich habe gute Hofnung, Mechthilde! und des Schenken Huld macht meine Sorgen immer mehr verschwinden. Doch so lang mir mein Vater nicht gut wird, so lang hab’ ich keine Ruh. Genieß’ ich eines frohen Augenbliks, und er fällt mir ein, so wandelt sich plötzlich meine Freude in düstern Trübsinn. Fiel’ er aber gar im Streite, o! dann wär’ mein künftig Leben eine stete Folter. Diese Furcht hab’ ich Kunzen geklagt. Er gab mir sein Wort, mit Rittern und Knechten übereinzukommen, daß keiner Hansen im Streite verletzen soll. Ich traue seinen Versprechen. Denn nie brach Kunz ein Wort, das er gegeben hatte.
Johann Gottfried Pahl: Bertha von Wöllstein. Eine Reihe von Briefen aus dem Mittelalter. Karl Gottlob Beck, Nördlingen 1794, Seite 83. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bertha_von_Woellstein.djvu/87&oldid=- (Version vom 31.7.2018)