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Johann Gottfried Pahl: Bertha von Wöllstein. Eine Reihe von Briefen aus dem Mittelalter

hinauf, wo der ehrbaren Frauen wohl bey vierzig versammlet waren. Die Gräfin von Hohenlohe war unter allen am hoffärtigsten gekleidet. Sie trug ein scharlachen Leibgewand, und einen schwarzen Mantel von Sammet. Ihre Kappe war vom feinsten Pelz, mit einer kostbaren Schnur von Perlen umwunden. Der Mantel war oben mit einem runden Knopf zusammen geheftet, der Strahlen von sich warf, wie der Abendstern. Adelhaid sagte mir, daß ihr ihr Sohn all’ diesen reichen Schmuk aus dem Morgenlande mitgebracht habe.

Ich stand neben Adelhaiden im Fenster, und sah’ dem Gewühl der Ritter und Knechte im Hofe zu. Unversehens bemerkt’ ich ein Gedränge auf der äussern Brüke, und sieh’ – Kunz von Kransperg kam mit seinen Leuten angeritten. Die weiße Feder auf seinem Helm schwankte so majestätisch in der Luft einher, und das Roß schritt so stolz in den Hof, als wenn es gewußt hätte, das es den schönsten aller Ritter trage. Die Edlen aus Hall und vom Lande umringten ihn, und laut schallte aus aller Mund: Gott grüße den Kransperg!

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Johann Gottfried Pahl: Bertha von Wöllstein. Eine Reihe von Briefen aus dem Mittelalter. Karl Gottlob Beck, Nördlingen 1794, Seite 5. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bertha_von_Woellstein.djvu/9&oldid=- (Version vom 31.7.2018)