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die Herren Schriftsteller: die Ungeduld mancher Autoren, ihre Werke fertig und bekannt gemacht zu sehen, ist sprichwörtlich. Das Vergnügen, welches daraus entsteht, so zu sagen, die Form und Einkleidung der eigenen Gedanken zu schauen, ist ein Reiz, der sich leichter fühlen als beschreiben lässt. Damit nun die Autoren desselben um so schneller geniessen können, möchten sie wohl ihre Probebogen mit dem möglichst geringsten Verzug an den Buchdrucker zurückbefördern, nicht blos deshalb, um sie desto eher zur Presse zu bringen, sondern auch, damit der Druck regelmässig vorschreite und nicht durch Einschieben anderer Arbeiten unterbrochen werde, wozu der Buchdrucher beim Ausbleiben der Correctur oft genöthigt ist, um sein Geschäft nicht ins Stocken zu bringen[1].

Sehr geneigt sind auch die Schriftsteller, in den Correcturen Aenderungen vorzunehmen und Styl wie Inhalt erst dann auszufeilen, wenn sie ihre Arbeit gedruckt vor sich sehen. Das ist immer die schlimmste Seite der Correctur für die technische Ausführung in der Officin, und stets mit Zeitversäumniss wie mit Kosten verbunden, welche bei grössern Werken wohl zu einer nicht unbedeutenden Summe ansteigen können[2]. Hat ein Schriftsteller diese Sitte angenommen, so


  1. Gehört diese Stelle auch nicht eben in das Bereich der Correctur, so möge sie gleichwohl stehen bleiben, weil sie einestheils charakteristisch für die Schriftsteller Englands ist, anderntheils, was das zu lange Aufhalten der Correcturen betrifft, solche Klage, wenn auch nicht so häufig wie dort, doch auch zuweilen bei uns vernommen wird. Aber eine andere, in neuerer Zeit bei vielen Herren Literaten besonders überhandnehmende Sitte ist die, das Manuscript heft- oder gar blattweise vereinzelt, oft in langen Zwischenräumen, zum Drucke zu befördern. Dass bei solchem Verfahren von einer nochmaligen Durchsicht oder Feile von ihrer Seite nicht die Rede sein kann, ist einleuchtend; wie nachtheilig aber dasselbe nicht allein auf die Correctheit einer Schrift, sondern auf den Gang einer jeden wohlgeordneten Druckerei überhaupt einwirkt, davon geben die gerechten Klagen der achtbarsten Besitzer solcher Geschäfte täglich Zeugniss.
  2. Wer unter diesen Aenderungen am meisten leidet, das ist gewöhnlich der arme Setzer, welcher zuweilen ganze Tage auf diese
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Johann Jacob Weber (Hrsg.): Bibliopolisches Jahrbuch für 1841. J. J. Weber, Leipzig 1841, Seite 84. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bibliopolisches_Jahrbuch_1841.pdf/101&oldid=- (Version vom 31.7.2018)