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muss der Bogen, nachdem die Aenderungen geschehen, noch einmal sorgfältig vom Corrector revidirt und überlesen werden, bevor er zur Presse gelangt.

Hat ein Correcturbogen auf diese Weise seinen Reinigungsgang vollbracht, so kann er für so fehlerfrei angesehen werden, als es die Natur dieses Gegenstandes erlaubt, und das Wort „Presse“, auf die erste Seite geschrieben, mag ihn für reif zum Druck erklären. Aber das ist ein Wort von Bedeutung für jeden Corrector: denn hat er irgend einmal seine Aufmerksamkeit dem Geschäfte entzogen, und es werden Fehler entdeckt, wenn es zu spät ist, dieselben abzuändern, so wird das Wort „Presse“ gegen ihn zeugen und seinen Geschäftsruf in Nachtheil bringen. Liegt ihm, wie natürlich, daran, einen solchen sich zu erhalten und zu erhöhen, so werden Rügen solcher Art seine Stimmung und Geschäftsfreudigkeit niederdrücken, was ihn wenig geeignet macht, andere Correcturen mit mehr Sorgfalt und Correctheit zu lesen[1]. Ein Corrector sollte aber stets ein Mann von regem, aufgewecktem Sinn, ganz Auge, ganz Aufmerksamkeit sein; bei dem erforderlichen Vertrauen auf seine Kraft sollte er gleichwohl nie zu sehr sich auf den Erfolg verlassen. Unvollkommenheit hängt ihm auf allen Seiten an; Irrthümer und Missgriffe


    sauerste seiner Arbeiten wenden muss; denn nicht jeder Verfasser – und dieser hat doch wohl die nächste Verpflichtung dazu, da es in seinem Interesse geschieht und diese Arbeit vorher weder vom Buchhändler noch vom Buchdrucker in Anschlag gebracht werden kann – ist so billig, dieselbe angemessen zu vergüten.

  1. Tief aus der Erfahrung gegriffen! Wenn ein Corrector, zumal mitten im Drange des Geschäfts, wegen eines oft minder wichtigen – nicht Ver-, sondern blos Uebersehens eine zu strenge Censur erfährt, so muss nothwendig eine für das Geschäft nachtheilige Zerstreuung oder Verstimmung bei ihm eintreten, und die Gefahr, grössere Fehler als die gerügten durchgehen zu lassen, ist nicht gering, auch sind dergleichen Fälle schon vorgekommen. Sein Geschäft ist der Art, dass er nie achtsam genug sein kann, daher jede Störung nachtheilig wirken muss; abgesehen davon, dass sich bei Manchem durch anhaltende Anstrengung eine gewisse Reizbarkeit erzeugt, die dann um so leichter aus dem Concepte bringt.
Empfohlene Zitierweise:
Johann Jacob Weber (Hrsg.): Bibliopolisches Jahrbuch für 1841. J. J. Weber, Leipzig 1841, Seite 85. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bibliopolisches_Jahrbuch_1841.pdf/102&oldid=- (Version vom 31.7.2018)