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Johann Georg Knie: Blinden- und Taubstummenanstalt Gmünd. In: Pädagogische Reise durch Deutschland im Sommer 1835, S. 162–172

Das Blindenasyl. Der Urheber dieses Werkes christlicher Milde ist der treffliche Jäger. Gnadengeschenke Ihrer Majestäten des Königs und der Königin von 800 fl., aus Staatscassen 1000 fl., andere wohlthätige Spenden, und namentlich der Ertrag einer Kirchencollecte, ergaben bis jetzt die Summe von 12,000 fl., wodurch der Ankauf und die Einrichtung des obenangeführten Gebäudes mit zugehörigen Grundstücken an Baumgärten und Wiesen möglich wurde. Das kleine noch vorhandene Capital von 6000 fl. nebst dem Pachtzinse gewähren jährlich den nöthigen Ertrag für Beheizung, Bedienung und Unterricht, und einige Gratiale an Blinde, die noch nicht das Nöthige verdienen können. Uebergeben Angehörige, oder eine Gemeine, dieser Versorgungs- und Beschäftigungsanstalt eine blinde Person, so haben sie auf so lange für deren Unterhalt zu sorgen, bis dieselbe sich etwas erwerben kann. Jährlich betragen die ungefähren Unterhaltungskosten 80 fl. Die Geschlechter sind gesondert, die Kleidung beschafft jeder selbst. Wer durch Zahlung oder Erwerb sich ganz erhält, kann, wenn er will, jederzeit wieder austreten; Blinde, die Zuschüsse aus dem Fonds erhalten, müssen diese, wenn sie austreten, wieder erstatten. Bei dem Ableben im Asyle fällt diesem der Nachlaß zu. Auch Ausländer werden aufgenommen. Für den Absatz der Arbeiten wird durch Commissionslager in verschiedenen Orten gesorgt, weil Gmünd selbst zu klein ist. Jägers Bemühen ist deßhalb dahin gerichtet, einige Tausend Landeseinwohner zu vermögen, daß jeder, in so weit er die Waaren der Blinden brauchen kann, sich jährlich zu einer bestimmten Abnahme im Werthe von einem oder einigen Gulden erklären soll, wodurch ein fortwährender Absatz und eine ununterbrochene Beschäftigung, so wie die Selbsternährung sehr vieler Blinden möglich werden wird. Eine Verlegung des Asyls nach Stuttgart, welche der biedere Jäger ernstlich erstrebt, wird sicher ebenfalls günstig zur ferneren Erweiterung und festern Begründung der ganzen sehr löblichen Stiftung mitwirken. Von den angeführten Arbeiten habe ich das Haftel- oder Häftel- und Schlingenmachen

Empfohlene Zitierweise:
Johann Georg Knie: Blinden- und Taubstummenanstalt Gmünd. In: Pädagogische Reise durch Deutschland im Sommer 1835, S. 162–172. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1837, Seite 169. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Blinden-_und_Taubstummenanstalt_Gm%C3%BCnd.djvu/8&oldid=- (Version vom 31.7.2018)