Seite:Bohemiae Moraviae et Silesiae (Merian) 069.jpg

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Konradicze.

Ein Königlich Schloß / das neue Schloß genant / ein Meil Wegs von Prag gelegen / auff welchem der abgesetzte Käiser Wentzel / König in Böheim / im Jahr 1419. den 16. Augusti / wie es Lupacius rechnet / ohne Erben / am Schlag / gestorben ist. Hagecus hat auch das 19. Jahr / theils setzen darfür das 1418. Ist aber Lupacio in seinem Calendario historico, sicherer zu glauben. Anno 1421. den 2. Hornung hernach / haben die Prager dieses Schloß Konradicze / so auch Cunradicze genant wird / mit Beding erobert / und es verwüstet.


Kosteletz / Kostelecz.

Diß ist eine auß der Böhmischen Königin Städten / die von Hagegk Kosteliz / von theils Kosteltz genant wird. Ligt an der Elb. Im Jahr 1424. da der Böhmen Heerführer Zischka strittig war mit der Stadt Prag / welche sampt theils der Böhmischen Herren / einen König; Zischka aber keinen / haben wolte / gab es allerhand Ungelegenheiten / und ward er Zischka allhie zu Kostelecz schier ertappt / kam aber davon und wiche; nahend Meleschowa aber / in dem Gebürg / wandte er sich / und erschlug viel der Prager / brante darauff die Stadt Kuttenberg gantz auß (zog hernach auff Glatau / welche Stadt ihn willig einließ / und die Burger mit ihme nach Satz / und an andere Ort / biß nach diesem Kostelecz zogen / da sie sich den 7. Augusti / neben der Stadt / bey der Dom-Kirchen S. Martin lagerten. Da aber die Prager daher zogen / nahmen die Thaboriten / oder deß Zischka Leute / ihren Weg durch die Stadt Kostelecz / und setzten durch die Elb / denen zwar die Prager mit ihren schwehren Rossen nacheileten / aber da der halbe Theil durch die Elb war / wendeten sich die Thaboriten / und schlugen alles / so herüber kommen war / todt; die übrigen gaben die Flucht / und belägerte darauff Zischka den 11. Herbstmonats Prag; Es wurde aber auff der Prager Begehren / den 14. dießes / Friede gemacht / und zog Zischka den 15. hernach in die Stadt ein / da er ehrlich empfangen und tractirt worden ist. Anno 1640. hatten dieses Kostelecz / nahend Brandeiß gelegen / die Schwedischen noch inne. Es thäte sich zwar die Pragerische Besatzung an beyde Ort machen / konte aber noch zur Zeit nichts darvor außrichten / wie gering auch dieselbe besetzet waren.

Es ist auch ein Kostelecz an der Satzowa in Böheim / welches im Jahr 1464. als viel Herren in Böheim / und darunter auch Herr Zdenco von Sternberg / auff Anhetzen deß Pabsts / dem Hussitischen König Georgio, zuwider waren / von deß Königs Volck / mit Sturm erobert / verbrant und geschleiffet worden ist. Und musten auch andere deß besagten Herrn von Sternberg Güter damals herhalten. Der neue Meteranus sagt lib. 43. daß An. 1626. Costolitz in Böheim dem Fürsten von Liechtenstein gehört habe.


Kopydlno.

In der Hussiten Histori lib. 3. cap. 31. p. 166. wird gemeldet / daß Anno 1508. zween von Adel den Pragern abgesagt / darüber das Städtlein Kopydlno / weilen die Prager den einen Feind / Görgen Kopydlansky / im Städtlein Auwale nicht antreffen können / geplündert und verbrant worden / so seiner Mutter und seinem Bruder Sigismund zugestanden seye. In den Landtafeln stehet Kopydelno bey Daubrowicz und Ledetz / nahend jungen Bunzel / ob es aber besagtes Kopydlno seyn mag / das ist uns unwissend.

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Bohemiae, Moraviae et Silesiae. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1650, Seite 69. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bohemiae_Moraviae_et_Silesiae_(Merian)_069.jpg&oldid=- (Version vom 22.12.2016)