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er nun einschlagen konnte, auf den Rath der Siegbrit denjenigen, der ihn am sichersten der Herrschaft für immer berauben mußte. Er rüstete seine Schiffe aus, lud hinein, was er Werthvolles in Besitz hatte, und verließ mit seiner Gemahlin, seinen Kindern und der Siegbrit am 13. April Copenhagen, um in den Niederlanden bei seinem Schwager, dem Kaiser Karl, Hülfe zu suchen.

Das sind die Ereignisse, auf welche in den Briefen vielfach Bezug genommen wird.

Die Beförderung der Correspondenz war damals nicht so bequem, als jetzt. Posten waren erst im Entstehen begriffen, in Lübeck gab es keine. Indessen fehlte es doch nicht an Gelegenheiten, Briefe zu befördern, auch nicht an sicheren und ziemlich häufigen. Alle größeren Städte, und so auch Lübeck, die in häufigem geschäftlichen Verkehr mit einander standen, unterhielten zu diesem Zwecke eigne Boten, deren Dienst vollständig organisirt war. Der Bote legte jeden Weg zu Fuße in einer bestimmten Anzahl von Tagen zurück, übergab sein Schreiben und nahm die Antwort wieder mit sich. Zugleich erhielt er von dem Rathe der Stadt, in die er gesandt war, eine schriftliche Bescheinigung darüber, an welchem Tage er angekommen und an welchem er wieder expedirt sei. Solche Boten waren auch Vermittler von Privatcorrespondenzen und ließen sich gewiß gern dazu gebrauchen, indem sie dafür besondere Vergütung empfingen. Es scheint, daß sie unter der Unsicherheit der Wege wenig zu leiden hatten, denn wir erfahren aus mehreren Angaben, daß die Beförderung der Briefe regelmäßig und in verhältnißmäßig kurzer Zeit geschah. Ein am 7. Januar in Nürnberg geschriebener Brief kam am 23. hier an, ein anderer vom 31. Januar am 14. Februar, einer vom 1. März am 12. desselben Monats, einmal freilich ein am 6. December geschriebener erst nach dem 6. Januar. Noch sicherer als sie reisten bis zur Zeit der Reformation Geistliche, deren sich daher auch Fürsten und Privatpersonen häufig bedienten, um Geschäfte an fremden Orten zu besorgen. Zugleich hatte man dann mehrentheils sachverständige und geschäftskundige Boten. Indessen erforderte das immer größere Kosten; Geistliche mußten höher bezahlt werden, als gewöhnliche Boten.

Geschlossen wurden die Briefe im Jahre 1523 noch nicht mit Siegellack, sondern man legte sie zusammen, band einen Faden darum, zog die beiden Enden desselben mitten durch den Brief, machte einen Knoten und legte dann über diesen eine Schicht Wachs, darüber ein


Empfohlene Zitierweise:
Carl Friedrich Wehrmann (Hrsg.): Briefe an Matthias Mulich, geschrieben im Jahre 1523. In: ZVLGA 2, 1867, S. 296–347. Friedrich Asschenfeldt, Lübeck 1867, Seite 302. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Briefe_an_Matthias_Mulich.pdf/7&oldid=- (Version vom 31.7.2018)