Seite:Brugsch Uebereinstimmung einer hieroglyphischen Inschrift.djvu/11

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durch jenen symbolisirten) 10 Reiche, die der Herrschaft des Epiphanes unterworfen waren. Beide Bedeutungen liegen zwar in dem gr. βασιλείων, aber nur die aegyptischen Texte dürften hier über die richtige Wahl der Uebersetzung entscheiden. – Champollion überträgt diese hieroglyphische Gruppe durch „Herr der oberen Regionen, Herr der unteren Regionen.“

Die beiden Gruppen K und L gehören zusammen und entsprechen dem gr. μεγαλοδόξου. Und in der That der erstere Theil OER oder OERI hat genau die Bedeutung von μέγας, gross, mächtig, erhaben; während für die Gruppe L, zwei Löwenköpfe, denen als determinirendes Zeichen der Arm mit einer Streitwaffe in der Hand folgt, nothwendigerweise der Sinn von δόξα, Ehre, Ruhm, Ansehn übrig bleibt, wie die gegenseitige Vergleichung lehrt. Champollion und mit ihm sein unermüdlich fleissiger Schüler Rosellini haben diese Gruppe durchweg, wie man sich aus vielen Beispielen in ihren Schriften überzeugen kann durch Wächter (vigilant, vigilanti) übersetzt; zweifelsohne gestützt auf eine Stelle im Horapollon (I, 19), dass die Aegypter „um einen Wachsamen oder Emsigen, oder wohl auch um einen Wächter anzudeuten, einen Löwenkopf hinmahlten.“ In jener Stelle ist ja aber nur von dem Bilde eines Löwenkopfes, nicht zweier die Rede, wie sie unsere Hieroglyphen an dieser Stelle darbieten, deren zuverlässige Bedeutung Ruhm, Ehre, ist. Beispielsweise vergleiche man die Legende (2) in Champollion’s aegyptischer Grammatik Seite 478, die demnach durch „gross an Ruhm gleichwie Month“ nicht aber durch „le chef des vigilants comme Mandou“[1] zu übersetzen ist. Dem demotischen liegt derselbe Sinn zu Grunde: gross durch seinen Ruhm, nur ist gross nicht durch das gewöhnliche ideographische Zeichen dafür No. 6 mit der Aussprache OER (wie im zweiten Theile der demotisch geschriebenen Eigennamen: Osor-oēr, Har-oēr, oder mit dem Artikel: Sen-poēr) ausgedrückt, sondern durch ein anderes, dessen Aussprache NAA ist und das mit derselben Bedeutung oft genug in den coptischen Texten aufstösst. Um so mehr hebe ich dies

  1. Obélisque de Saint Jean de Latran.