Seite:Christliche Symbolik (Menzel) II 154.jpg

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z. B. bei den Hexenfahrten und Hexensabbathen. Wenn auch in den ersten Jahrhunderten der Christenheit Erwachsene nackt getauft wurden (vgl. Augusti, Denkw. VII. 55.), so geschah es doch mit grosser Decenz. Auf alten Bildern sieht man immer nur den Kopf aus einer Kufe hervorragen, die den Täufling umschliesst. Vgl. Waagen, Paris 208. 215. Noch viel weniger durften heilige und göttliche Personen nackt erscheinen. Christus am Kreuz war bekleidet. Viele Legenden melden die Wunder, die geschahen, um bei Martyrien den Anblick des nackten Heiligenleibes zu verhüllen. Die Heiligen Agnes, Maria von Aegypten etc. deckte ihr Haar; beim Anblick der nackten heiligen Epistene erblindeten die 53 Zuschauer allzumal. Surius zum 5. November. Vom heiligen Vincent sagt die Legende, er habe sich selbst nie nackt sehen wollen und sich daher immer nur im Dunkeln aus- und angekleidet. — Erst in den letzten drei Jahrhunderten ist mit dem antiken Geschmack auch die Nacktheit in die Kirchenbilder gekommen und haben die Maler christliche Kirchenwände missbraucht, um einem rein antiken und heidnischen Bedürfniss nach schönen nackten Gestalten zu genügen, wozu sie sich nicht etwa nur des Adam und der Eva, der Bathseba etc., sondern auch der ehrwürdigsten christlichen Heiligen bedienten. Vgl. die Artikel Magdalena, Sebastian.


Nägel.

Auf den ältesten Crucifixen sind vier Nägel, je einer in einer Hand und in einem der neben einander stehenden Füsse des Heilands eingeschlagen. Auf den spätern nur drei, indem ein Nagel durch beide übereinandergelegte Füsse geht. Die Dreizahl wurde beliebt, wo die Nägel nicht am Crucifix selbst, sondern getrennt unter den Passionswerkzeugen vorkommen, vielleicht mit Beziehung auf die heilige Dreieinigkeit, vielleicht nur der einfacheren Gruppirung wegen. Man sieht sie oft concentrisch über dem Herzen Jesu als Symbole seiner Passion. Auch in den Fenstern gothischer Kirchen

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Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Zweiter Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 154. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_II_154.jpg&oldid=- (Version vom 8.1.2023)