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Stern der Weisen. Vgl. d. Artikel Stern. Er wird damit der Mittel- und Wendepunkt der ganzen Weltgeschichte angedeutet. Vorher war Alles Nacht, nachher wird Alles Tag. Der Stern der Weisen geht als Morgenstern der neugebornen Sonne, Christus, vorher; aber wie dieser Stern nur einmal existirte und einzig in seiner Art war, so ist es auch die Geistessonne Christus. Damit wird aller ältere Sonnencultus der Heiden bei Seite geschoben und in ein nur untergeordnetes Verhältniss zur christlichen Weihnachtsfeier gesetzt. – Legende und Sage haben die Bedeutung jenes Zeitpunktes, von welchem an wir jetzt 1854 Jahre zählen, noch ausgeschmückt. Wie beim Tode, so soll auch bei der Geburt Christi die Natur in ungewöhnlicher Bewegung gewesen seyn. Obgleich es Winter war, sollen alle Weinberge von Engaddi geblüht haben. Nieremberg, hist. nat. 473. Eine Menge Schlangen sollen durch die Luft geflogen seyn (die aufgeregte Hölle). Prätorius, Weihnachtsfrazzen 335. Das Orakel zu Delphi soll verstummt, die Säule des Romulus (Roms Gründer) durch einen Blitz zerschmettert, die römischen Gesetztafeln erloschen seyn etc. Vgl. auch den Artikel Pan. – Tiefer begründet indess ist die gerade entgegengesetzte Symbolik, nach welcher zur Zeit vor Christi Geburt unter Kaiser Augustus auf der ganzen Erde der vollkommenste Frieden herrschte. Vgl. Sepp, Leben Jesu I. 6.

Das Wunder, wonach es in der Geburtsstunde des Heilandes mitten im Schnee des Winters Frühling wird und alle Bäume blühen, steht in einem gewissen symbolischen Zusammenhange mit dem Wunder der Maria „zum Schnee“. Vgl. d. Art. Schnee. In seinen Studien über Russland theilt Herr v. Haxthausen II. 258 eine schöne bucharische Legende mit: „Als Mirjam vierzehn Jahre alt war, ging sie in einen Wald, um an einer Quelle zu baden. Da erschien ihr der Engel Gabriel und verkündigte ihr, sie würde den Propheten Isai gebären, den alle heiligen Männer der Vorwelt angekündigt hätten. Da antwortete sie: „Wie soll ich ein Kind gebären, da ich nie einen Mann erkannt habe?“ Aber der Engel

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Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Zweiter Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 539. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_II_539.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)