welches, wenn es stark wäre, zum Lachen geführt haben würde. Das Resultat ist dann ein Lächeln.
Mögen wir das Lachen als die vollständige Entwickelung eines Lächelns, oder wie es wahrscheinlicher ist, ein leises Lächeln als die letzte Spur einer durch viele Generationen fest eingewurzelten Gewohnheit zu lachen, sobald wir vergnügt gestimmt sind, betrachten, wir können bei unsern Kindern den allmählichen Übergang des einen in's andere verfolgen. Es ist Denen, welchen die Pflege kleiner Kinder anvertraut ist, wohl bekannt, daß es schwer ist, sich zu vergewissern, wann gewisse Bewegungen um ihren Mund herum wirklich ausdrucksvoll sind, d. h. wann sie wirklich lächeln. Ich habe daher mit Sorgfalt meine eigenen Kinder beobachtet. Eines derselben lächelte im Alter von fünfundvierzig Tagen, während es gleichzeitig in einem glücklichen Gemüthszustande war; d. h. hier wurden die Mundwinkel zurückgezogen und die Augen wurden gleichzeitig entschieden strahlend. Ich beobachtete dasselbe am folgenden Tage, aber am dritten Tage war das Kind nicht ganz wohl, und da fand sich keine Spur des Lächelns, und gerade dies letztere macht es wahrscheinlich, daß die früheren Zeichen eines Lächelns wirkliche waren. Acht Tage später und während der nächst darauf folgenden Woche war es merkwürdig, wie seine Augen erglänzten, sobald es lächelte, und seine Nase wurde in derselben Zeit quer gefurcht. Dies wurde nun von einem kleinen blökenden Geräusche begleitet, welches vielleicht ein Lachen darstellen sollte. Im Alter von 113 Tagen nahm dieses kleine Geräusch, welches immer während der Exspiration gemacht wurde, einen unbedeutend verschiedenen Character an und wurde mehr abgesetzt oder unterbrochen wie beim Schluchzen, und dies war sicherlich beginnendes Lachen. Die Veränderung im Tone schien mir zu der Zeit mit der größern seitlichen Ausdehnung des Mundes zusammenzuhängen in dem Maße, wie das Lächeln breiter wurde.
Bei einem zweiten Kinde wurde das erste wirkliche Lächeln ungefähr in demselben Alter beobachtet, nämlich bei fünfundvierzig Tagen, und bei einem dritten Kinde in einem etwas früheren Alter. Als das zweite Kind fünfundsechzig Tage alt war, lächelte es viel breiter und deutlicher als das zuerst erwähnte in demselben Alter es that und stieß selbst in diesem frühen Alter ein Geräusch aus, was dem Lachen sehr ähnlich war. In diesem allmählichen Erlangen der Gewohnheit des Lachens bei Kindern haben wir einen Fall vor
Charles Darwin: Der Ausdruck der Gemüthsbewegungen bei dem Menschen und den Thieren. E. Schweizerbart'sche Verlagshandlung (E. Koch), Stuttgart 1877, Seite 192. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DarwinAusdruck.djvu/204&oldid=- (Version vom 31.7.2018)