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draußen in unser Häuschen hereindrang. Und noch nie hatte mich das Kreischen der vorüberstreichenden Vögel, das dumpfe Brüllen eines beutelüsternen Leoparden und das gleichmäßige Surren der Ventilatoren so sehr gestört wie gerade heute. Auch Erichs Wolfspitz Hasso, den er sich von Europa mit herübergebracht hatte, zeigte seine Anhänglichkeit für seinen Herrn in einer Weise, die mir immer lästiger wurde. Das Tier kam nicht zur Ruhe, legte sich bald hier, bald dort zum Schlafe nieder, um nach kurzer Zeit wieder aufzustehen und langsam auf dem Linoleumfußboden mit tappenden Schritten auf- und abzuwandern. Als unsere kleine Weckeruhr die zwölfte Stunde verkündete, erhob ich mich kurz entschlossen, machte Licht und trat ins Freie hinaus. Der Zufall wollte es, daß ich in demselben Augenblick dumpfe Hufschläge vernahm und bald darauf auch ein Reiter vor mir auftauchte, dem Hasso freudig bellend entgegensprang.

„Du bist wohl unter die Nachtschwärmer gegangen, Erich?“ begrüßte ich den Freund scherzend.

Er antwortete nur mit einem unverständlichen Murmeln und warf seinem inzwischen herbeigeeilten Diener die Zügel zu. Erst als wir uns allein in unserem Häuschen befanden, stieß er plötzlich in einem eigenartig verängstigen Tone hervor:

„Du mußt mir helfen, mich retten – vor mir selbst! Wie ein wahnsinniger Rausch ist’s plötzlich über mich gekommen. Mein Blut siedet, ich fiebere am ganzen Körper. So – so hat mich dieses

Empfohlene Zitierweise:
Walther Kabel: Das Auge des Brahma. Leipziger Kriminalbücherverlag, Werner Dietsch Verlag, Leipzig 1919, Seite 47. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_Auge_des_Brahma.pdf/48&oldid=- (Version vom 30.6.2018)