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Der Boden war weithin mit schweren Teppichen belegt, und auf dieser Bühne begannen jetzt phantastisch aufgeputzte Tänzerinnen unter den Klängen einer indischen Nationalkapelle, deren meist guitarrenähnliche Instrumente seltsam weiche, einschmeichelnde Töne hervorbrachten, ihre sinnverwirrenden, von Leidenschaft durchglühten Reigen vorzuführen. Inzwischen reichten Diener Mokka, Zigarren, Zigaretten und die feinsten Liköre herum, ebenso konnte man auf Wunsch eisgekühlte Getränke aller Art erhalten.

Nachdem die Tänzerinnen, denen der Radscha als Zeichen seines Beifalls eine Handvoll Goldmünzen zugeworfen hatte, verschwunden waren, erschienen in dem von den Zuschauern gebildeten Kreise zu meinem nicht gerade freudigen Erstaunen plötzlich Sarka-Mana, der Fakir, und sein Gehilfe Dama-Schenk, beide heute in ihrem Äußeren so vollständig verwandelt, daß ich sie erst bei genauerem Hinsehen wiedererkannte. Ihre zerrissenen, beschmutzten Lumpen hatten sie gegen helle, mit Seidentroddeln reichverzierte Mäntel vertauscht, die ihre schlanken Gestalten sehr vorteilhaft kleideten. Das Handwerkszeug zu ihren Kunststücken wurde ihnen von zwei Dienern in einem großen, viereckigen Weidenkorbe nachgetragen. In der Mitte des Kreises machten sie Halt und verbeugten sich mit über der Brust gekreuzten Armen tief vor dem Fürsten. Dieser wandte sich jetzt an meinen Freund, der einige Schritte von dem Radscha entfernt neben mir saß.

„Ich hoffe, Ihnen heute etwas ganz Besonderes darbieten zu können. Gewöhnlich zeigt Sarka-Mana,

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Walther Kabel: Das Auge des Brahma. Leipziger Kriminalbücherverlag, Werner Dietsch Verlag, Leipzig 1919, Seite 62. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_Auge_des_Brahma.pdf/63&oldid=- (Version vom 30.6.2018)